Verbindend mit kindlichem Jammern umgehen

Es ist Urlaubszeit. Und in den Elternforen häufen sich die Threads von erschöpften Eltern, deren Kinder sich schlecht verhalten, den ganzen Tag meckern oder jammern. Gerade dauerhaft jammernden, ningelnden, nölenden und quengelnden Kinder scheinen ihre Eltern in den Wahnsinn zu treiben. Und das meine ich ganz wörtlich. Irgendetwas scheint dieser Tonfall an sich zu haben, dass wirklich etwas in Eltern ausklinkt. Ich kann das von mir auf jeden Fall so berichten und konnte mich immer sehr gut in Menschen einfühlen, die hier die Nerven verloren haben.

Erstaunlicherweise scheinen aber alle kleinen Kinder irgendwann (und auch mehrmals in den ersten Jahren) wochenlange Jammerphasen zu haben. Der eine mehr, der andere weniger ausgeprägt. Was hat es also damit auf sich?

Und warum möchte ich über das kindliche Jammern und den elterlichen Umgang damit direkt nach meinem Artikel über „Bedürfnisse und Sattsein“ schreiben? Wie hängt das miteinander zusammen?

Gängige Ratschläge wenn Kinder jammern

Das liegt zum einen an den gängigen Ratschlägen im Umgang mit kindlichem Jammern.
Machen Sie Ihrem Kind klar, dass Sie sich sein Gejammer nicht mehr länger anhören werden. Hört es trotzdem nicht damit auf, dann bitten Sie es, den Raum so lange zu verlassen, bis es wieder mit normaler Stimme mit Ihnen sprechen kann. Vielleicht bemerken Sie, dass Sie sich angewöhnt haben, seine Probleme zu lösen, wenn es Ihnen etwas vorjammert. Falls dem so ist, lassen Sie es seine Probleme alleine lösen oder bieten Sie ihm an, mit ihm über das Problem zu sprechen, sobald es mit dem Jammern aufgehört hat.”

Oder:

Kinder müssten lernen, ein „Nein“ zu akzeptieren. Geben die Eltern nach, können sie sich darauf einstellen, am nächsten Abend die gleiche Diskussion führen zu müssen. „Werden Kinder für ihr Quengeln belohnt, besteht langfristig die Gefahr, dass sie in eine richtige ‘Quengelkarriere’ hineinwachsen“, warnt Eva Rhode.”

Diese Ratschläge sind das Gegenteil davon, ein Kind emotional zu nähren und es wirklich satt werden zu lassen. Bei manchen Kindern wird sich das Verhalten dadurch eher noch verschlimmern. Manche jammern noch länger und noch nachdrücklicher. Manche Kinder unterdrücken ihr Jammern und ziehen sich emotional zurück. Die Kinder erfahren: „Wenn ich jammere, werde ich nicht geliebt.“

Dabei klassifiziert das Kind selbst das, was es tut, erst einmal gar nicht als „jammern“. Es zeigt uns, wie es ihm geht, wie überfordert es sich fühlt, wie krass sich alles gerade anfühlt und dass es selbst nicht weiß, wie es da heraus kommt. Das Benennen und Abwerten als „Jammern“ kommt ja von uns, den Erwachsenen, die durch diesen Tonfall massiv innerlich berührt werden und einen sofortigen, fast körperlichen Drang in uns fühlen, diese Geräusche einfach abzustellen.

Das liegt zum anderen an unserer eigenen Tankanzeige bezüglich unserer Bedürfnisse und UNSERES Sattseins, die aus Kindheitstagen noch auf nahezu Null steht. Hier können wir am eigenen Leib die Studienergebnisse der Neuropsychologie erfahren:
Empathie lernt man dadurch, dass man sie selbst erfahren hat. 
Wir sind schlicht und einfach nicht zur Empathiefähigkeit erzogen worden beziehungsweise ein Teil unserer Empathiefähigkeit wurde uns „abtrainiert“ dadurch, dass wir keine Empathie erfahren durften. Im Gegenteil: Unsere eigene unbeantwortete Not wird durch das Jammern und Quengeln unserer Kinder berührt. Und das ist zumindest für einen Teil unseres innerlichen Drucks verantwortlich.

 

Warum jammern Kinder eigentlich?

Natürlich können einfach ganz banale Gründe wie Hunger, Durst, Pipi, müde oder beginnendes Kranksein für Jammern verantwortlich sein und es macht sicherlich immer Sinn die Phasen des Jammerns in den Kontext des Tages zu stellen.

Wenn das Kind jedoch schon über längere Zeit die meiste Zeit des Tages jammert, wie viele Eltern das phasenweise berichten, dann wird das schwerlich der Grund sein.
Das Internet gibt uns auf diese Frage des periodischen Jammerns keine befriedigende Antwort. Das Kind wolle Aufmerksamkeit ist eine Erklärung und die Eltern seien so oft positiv auf das Jammern eingegangen und gleichzeitig weniger aufmerksam auf fröhliche Phasen, so dass das Kind gelernt habe, dass es mit seinem Jammern Aufmerksamkeit bekommt. Joa, kann sein, ist aber bestimmt nicht die Regel. Und selbst wenn kann es ja keine gute Lösung sein, dass auf das Jammern nun nicht mehr positiv sondern negativ reagiert wird oder gar nicht. Vor allem, wo auch das das Phänomen des Jammerns nicht zu verändern scheint. Denn in ihrer Verzweiflung geraten auch viele AP-Eltern oft auf diesen Weg.
(Wenn ein Kind etwas tut, “nur” um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen, habe ich dazu ja eh eine vom Mainstream abweichende Meinung.)

Erinnert ihr euch noch an eure Pubertät? Also, ich kann mich zumindest an das beständige Gefühl erinnern, dass alles falsch ist, sich falsch anfühlt und diese ständig schwelende Wut in mir. Alles war so unfassbar fragil.
Wenn ich beobachte, wann Kinder viel Jammern, dann ist das ebenfalls immer in Entwicklungsschüben; beispielsweise in den verschiedenen Fremdel- und Ablösephasen.

Und im Grunde genommen ist die ganze Kindheit und erst recht die Kleinkindzeit eine einzige Aneinanderreihung von Entwicklungsschüben, in denen sich immer wieder die komplette Sicht auf die Welt verändert.

Das „Mond-kaputt“-Phänomen

Eine gute Freundin hatte ein Kind, das eine Zeitlang herzzerreißend weinte und jammerte, wenn der „Mond kaputt“ war, also bei allem anderen als Vollmond. Meine Freundin sollte ihn wieder heile machen. Die vermeintliche Absurdität des kindlichen Wunsches hat mir geholfen, zu erkennen, dass Jammern sowohl Ausdruck des inneren Unwohlseins ist als auch eines grenzenlosen Vertrauens in unsere elterlichen Fähigkeiten.
Kleine Kinder GLAUBEN wirklich, dass wir den Mond wieder ganz machen könnten, wenn wir nur wollten!
Ich finde, dass das ein wichtiger Schlüssel ist, um die Intensität des kindlichen Jammerns zu verstehen und auch warum sie nur bei uns jammern und nicht bei jedem anderen in der Familie. Unsere Kinder nehmen an, dass wir alles wieder gut machen KÖNNTEN, wenn wir nur wollten! Ebenso nehmen sie an, dass wir ganz GENAU WISSEN, wie sie sich fühlen, denn sie verstehen noch nicht vollumfänglich, dass wir Menschen leider nur grobe Ahnungen davon haben, was in unserem Gegenüber vorgeht. Zu erfahren, dass unsere Eltern nicht allmächtig, ja nicht einmal allwissend sind, ist eine riesige (und nötige) Ent-Täuschung in einem jedem Leben. Und sie sucht auch uns Erwachsenen immer noch heim. Wie oft wünschen wir uns heute noch von unserem Partner, dass er errät, was wir brauchen?
Für kleine Kinder ist diese Erkenntnis allerdings noch eine ordentliche Spur härter. Nicht nur sind sie vollständig abhängig von uns und unseren Entscheidungen, sondern sie haben auch noch kein eigenes, ausgebildetes Selbst, auf das sie zurückgreifen können. Zudem gibt es noch keine Unterscheidung zwischen dem Selbst und den Dingen an einem dran. Das zweite Eis, das im Kopf des Kindes quasi schon gegessen ist, gehört in dem Moment ZU dem kindlichen Selbstbild und das Nein der Eltern fühlt sich nicht zuletzt deshalb wie eine Ablehnung des Kindes an. Und nicht zuletzt fehlen einem kleinen Kind natürlich sowohl die sprachlichen als auch die reflexiven Mittel, um selbst zu verstehen und es uns mitzuteilen, was gerade in ihm vorgeht. Es fühlt sich alles einfach nur falsch an! (Und das hat nichts damit zu tun, dass ihr als Eltern irgendetwas falsch gemacht habt. Die INNENwelt ist “kaputt” und deshalb passt auch nichts in der Außenwelt.)

Überlegt einmal, wann ihr selbst in einen Modus kommt, in dem ihr gerne Jammern möchtet.
(Und beachtet dabei, dass konstantes herum meckern an den Kindern die erwachsene Version des Jammerns ist.)
Was braucht ihr, um es tun zu können? Ich habe herausgefunden, dass ich auf jeden Fall einen geschützten Raum brauche. Ich würde nicht meinen Chef anjammern. Ich brauche dafür einen Menschen, der MIR wirklich etwas bedeutet und ich suche mir HEUTE auch nur Menschen dafür aus, denen ICH wirklich etwas bedeute und denen ich sagen kann, dass ich gerade einfach mal alles rauslassen muss, was sich in mir angestaut hat.

Denn ich glaube, dass Jammern eine Reaktion von absoluter innerer Überforderung ist. Ja, und dafür braucht es in manchen Phasen nicht viel. Die Kinder sind schon so mit ihren eigenen Wachstumsprozessen beschäftigt, dass kaum Energie für soziale Prozesse bleibt. Geschweige denn für einen stressigen Kindergarten-Alltag oder die Umstellung auf eine völlig neue Urlaubsumgebung und ständigem Anpassen an die Wünsche der Erwachsenen. Insgesamt bietet das Leben unserer Kinder zumeist wenig Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten und eher selten die Chance der intensiven Co-Regulation durch eine enge Bezugsperson, die ein Kind in solchen emotionalen Sturmzeiten dringend bräuchte. Stattdessen überlegen Eltern wie auch Erzieher aufgrund ihrer eigenen Überforderung eher, ob sie nicht „härter durchgreifen“ müssten oder erhöhen den kindlichen Stresspegel durch Ignorieren.

Was unsere Kinder uns sagen wollen

Jammern ist eine Botschaft:
“Mama, meine Welt ist gerade irgendwie kaputt. Alles fühlt sich komisch und falsch an. So komisch, dass ich gerade schon morgens anfange zu jammern und dass ich ständig ein Eis will, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass das wenigstens ein bisschen hilft.
Irgendwas ist in meinem Kopf gerade seltsam und nichts passt so richtig zusammen. Und ich spüre, dass ich ein Ich bin und du ein Du und dass wir gar nicht eins sind. Du willst so oft etwas anderes als ich und ich will losgehen und alles entdecken. Aber dass ich nicht in dich hineinkriechen kann und dass ich nicht verstehe, wann wir “eins” sind und wann nicht, macht mir große Angst. Und für mich fühlt es sich so an, als WILLST du mich nicht verstehen.
Wenn ich jammere, lege ich dir meine komische Welt zu Füßen. Ich will, dass du sie wieder heil machst. Gerade will ich sie so nicht haben. Und ich ertrage kein Nein, weil ich schon so unglaublich angespannt bin und mich gerade permanent überfordert fühle. Ich brauche gerade nichts als Liebe, Zeit und Geduld. Ich brauche, dass du mir zuhörst, mich sein lässt und mich immer wieder in den Arm nimmst. Keine Erziehung.”

Wie wurde früher in deiner Kindheit wohl auf dein Jammern reagiert? Welche alten verletzten Gefühle werden beim Jammern deines Kindes da in dir berührt? Was hättest du wohl gebraucht? Kannst du dein eigenes inneres Kind durch deine Reaktion bei deinem Kind ein bisschen in den Arm nehmen und heilen? Dein Kind braucht jedenfalls deine Aufmerksamkeit und deine Liebe, gerade WEIL es jammert.

Okay, das Kind jammert – und jetzt?

Es geht also wirklich nicht darum, ob dein Kind beispielsweise noch ein Eis bekommt oder nicht, sondern darum mit ihm präsent zu sein, gerade WEIL es weint. Stell dich dem Jammern nicht mehr entgegen, sondern – dreh dich um. Versuche es anzunehmen. Deine innere Haltung ist wichtig.
(Wobei es auch niemals schadet, seine eigene Haltung beispielsweise zum Eis zu überdenken oder eine gesunde Alternative zu überlegen, von der das Kind unbegrenzt essen könnte. Remember: Alles, was JETZT gut für euch ist, kann morgen nicht schlecht sein, selbst wenn ihr dann eine andere Entscheidung trefft.)

Und es ist gefährlich für eure Gefühls-Spirale, wenn dein Kind merkt, dass seine Gefühle dir zu groß sind und dass du damit nicht umgehen kannst. Das verstärkt seine Einsamkeit in dieser Autonomie-Ablösungsphase noch zusätzlich. Natürlich ist die vom Kind initiiert und notwendig, aber Loslösung ist auch immer mit IMMENSEN Ängsten verbunden, was jeder von uns weiß, der mal sein “Nest” verlassen hat für neue Erfahrungen. Und manchmal überrollen sie einen und man wünscht sich zurückkehren zu können.

Mir ging es so mit vielen Themen mit denen ich in Berührung gekommen bin, die Lebensentscheidungen von mir gefordert haben. Tiere essen, Plastik nutzen, aber natürlich auch Partnerschaften, berufliche Dinge etc.. Wie oft habe ich mir gewünscht, die Zeit wieder zurückdrehen zu können und manche Dinge nicht zu wissen und mich vor einer Entscheidung oder einem Weg drücken zu können.
Genauso kämpfen im Kind der Wunsch überspitzt gesagt in den Mutterschoß zurückzukehren und andererseits seine Welt in Beschlag zu nehmen. Und das fühlt sich manchmal existentiell bedrohlich an.

Lernt mit weitem Herzen zuzuhören

Was hilfreich sein kann, ist sich im „Aktiven Zuhören“ zu üben. Versucht einen Raum in euch zu schaffen, in dem die Gefühle eurer Kinder durch euch durchfließen können und ihr sie einfach nur da sein lässt. Hört auf von euch zu erwarten, eine Lösung zu finden, die das Kind glücklich macht, oder überhaupt irgendeine Lösung zu haben, sondern versucht das Jammern als Gesprächsauftakt zu sehen und haltet es am Laufen. Das geht am ehesten mit auffordernden Lauten, mitfühlenden Geräuschen und dem Wiedergeben von dem, was man verstanden hat. Worte wie “Ach!” “Oh mann!” “So schlimm?” “Hmmmm….”

Hierzu haben Katia Seide und Danielle Graf vom Wunschkind-Blog einen wundervollen und berührenden Beitrag geschrieben.

Lasst das Erklären sein

Einmal erklären reicht. Was man oft hören kann, ist das Eltern versuchen das Jammern ihrer Kinder weg zu erklären. Und zwar meist in einem immer ungeduldiger werdenden Tonfall.

Auch die elterliche Fähigkeit sich nicht von dem gesagten Inhalt in den Gesprächsstrudel ziehen zu lassen, sondern auf die Gefühls- oder Bedürfnisbotschaft DAHINTER zu hören, ist Gold wert.

Beispielsweise: „Nie darf ich Eis!!!“

Häufig reagieren Eltern dann in etwa so: „Aber das stimmt doch gar nicht. Du hattest doch erst gestern Eis.“

Oder um es plakativer zu machen:

“Du sagst immer Nein!“
“Nein. Das stimmt doch gar nicht, was du sagst!“

Schwupps – und schon wieder haben wir “Nein” zu der Wahrnehmung unseres Kindes gesagt.

Wenn wir defensiv reagieren, empfindet unser Kind das als Ablehnung dessen, was er uns gesagt hat. Wir kennen das vielleicht selbst, wenn unser Partner abstreitet, was wir ihm vorwerfen. Es geht gar nicht darum, dass er unsere Beschuldigungen zu hundert Prozent annimmt und sich selbst geißelt, sondern es geht darum, dass er VERSTEHT, was sein Verhalten für uns bedeutet, wie wir uns fühlen und was wir brauchen. Oder das wir zumindest das Gefühl bekommen, dass er es verstehen MÖCHTE.

Leider geraten wir hier oft mit unserem eigenen Wunsch in Not, von unserem Kind als „gute Mutter“ oder als „guter Vater“ gesehen zu werden. Aber die kindliche und die elterliche Sichtweise, was gute Eltern ausmacht, unterscheiden sich halt manchmal um… sagen wir mal… ein paar Mü.

Wir können es uns allerdings ein Stückchen einfacher machen, wenn wir unsere Kommunikation etwas verändern.

Ja-Botschaften und weniger “Abers”

Nehmen wir einmal an, unser Kind fragt uns, ob es was Süßes darf. Euch ist es wichtig, dass es erst zu Abend isst.
Wenn wir nun sagen: “Nein, es gibt erst nach dem Abendessen was. Das weißt du doch!” ernten wir Geschrei. Wir selbst sind in einer ablehnenden Haltung und das Kind empfindet unsere Worte auch als Ablehnung. Und zwar nicht nur die Ablehnung seines Wunsches, sondern auch Abwertung und Enttäuschung, dass er überhaupt fragt. Also im Grunde, Ablehnung seiner selbst. Wir ernten Geschrei.

Ein bisschen besser läuft es vielleicht, wenn wir folgendes sagen:
“Ja, kannst du, aber erst nach dem Abendessen.” Erst sagen wir “Ja”, dann sagen wir “aber”. Das fühlt sich immer noch nach einer Ablehnung an, wenn auch vielleicht nicht mehr nach so einer harten.

Wenn wir Verständnis für den Wunsch unseres Kindes haben UND unsere Verantwortung ernst nehmen wollen, unser Kind gesund zu ernähren, dann sieht eine respektvolle, verbindende Antwort beispielsweise so aus: “Gerne. Magst du dir schon mal etwas aussuchen? Dann können wir das schon mal an deinen Platz legen UND direkt nach dem Abendessen kannst du es dann essen.” Das Kind wird nicht für seinen Wunsch abgewertet. Es darf mit seiner Vorfreude schon mal etwas machen (für viele Kinder ist es einfach schon toll in der Süßigkeitenkiste zu wühlen).
Natürlich wird es auch immer wieder passieren, dass das Kind dann beginnt zu rufen: “Ich will aber JETZT!” Darauf können wir verbindend eingehen, in dem wir wieder “aktiv zuhören”: “Ach, du willst die Süßigkeiten SOFORT haben? Ist das schon ganz fest in deinem Kopf? Hm, das habe ich nicht gewusst. Schau mal, ich habe jetzt schon angefangen das Abendessen zu richten und mir ist es wichtig, dass du erst etwas davon isst. Was könnte denn hier eine gute Lösung sein? Hast du eine Idee?”
Vielleicht kann dann eine Süßigkeit vorab gegessen werden und der Rest als Nachtisch. Oder aber das Kind sortiert die Süßigkeiten nach Farben oder Beliebtheitsgrad (keine Ahnung, was das bei Kindern ist, aber selbst mein Elfjähriger hat noch das Bock mir alle seine Pokemonkarten nach Beliebtheit zu präsentieren). Oder man gibt schon mal einen Preview-Snack aufs Abendessen, damit die Wartezeit besser auszuhalten ist. Oder singt ein Hunger-Lied… Die Möglichkeiten sind ENDLOS.

Und darum geht es: Jammern und Quengeln hat viel mit der gefühlten Wahl-Losigkeit zu tun und dem Gefühl, nichts TUN zu können. Wir können unserem Kind helfen zu erfahren, dass wir selbst in Situationen etwas tun können, in denen Dinge nicht so laufen, wie wir uns das zuerst vorgestellt haben.

Wie wäre es damit selbst einmal zu jammern?

Als Erwachsener kann man das ja vorher ankündigen, dass der Dampfkochtopf jetzt kurz vorm Überlaufen ist und dass man deswegen jetzt auch mal über alles jammern wird, was einem selbst gerade zu viel ist. Wichtig ist natürlich dabei, dass das Kind weder eine Verantwortung dafür bekommt, einem zuzuhören, noch dafür, etwas zu tun, dass es einem besser geht. Jammern dürfen und vielleicht dann auch liebevoll tröstend mit sich selbst sprechen ist etwas, das WIR FÜR UNS SELBST tun dürfen.

Das kann uns gut tun. Es kann aber auch lustig werden, wenn wir in einen Jammer-Contest einsteigen, mit jaulender Stimme und richtig schön überzogen. Aber Vorsicht: Unser Kind darf natürlich nicht das Gefühl bekommen, dass wir uns über es lustig machen.
Wenn unser Kind jedoch jammern darf und wir uns erlauben zu jammern, dann kann etwas Schönes daraus entstehen.

Jammer-Pausen

Anstatt das Jammern ständig zu thematisieren und darüber zu jammern…äh…schimpfen…äh…zu Recht zu beschweren, können wir Eltern – neben ganz viel Liebe und Zuhören – auch auf andere Weise aus dem Jammer-Karussell aussteigen. In dem wir das Jammer-Monster wegsingen und wegtanzen zum Beispiel. Oder es mit Seifenblasen vertreiben. Oder einen Anti-Jammer-Beat auf der Kinder-Trommel erfinden. Oder oder oder… Der leider vorletzte Woche verstorbene Jesper Juul (möge er in Frieden ruhen!) hat immer wieder betont, dass die Verantwortung für die Stimmung innerhalb der Familie JEDERZEIT bei den Eltern liegt. Das ist unfair und kommt uns oft viel zu groß vor (wieder was für den Jammer-Contest), ist aber so.
WIR sind erwachsen und WIR können uns ganz bewusst dazu entscheiden, die Jammer-Brille auszuziehen und unser Kind (und uns selbst) nehmen, wie es gerade ist und sein kann. Das ist sicherlich die nachhaltigste Methode, dass das Jammern, Nörgeln und Ningeln bald wieder von etwas anderem abgelöst werden kann, da gleichzeitig der kindliche Liebestank gefüllt wird und Strategien vorgelebt werden, mit inneren Spannungszuständen positiv umzugehen.
Indem wir uns ständig auf den Standpunkt versteifen, dass Jammern etwas Schlechtes ist und dass es doch anders sein sollte und wie es denn anders sein könnte und so weiter und so fort, bewegen wir uns selbst ebenso geistig schwerfällig wie unser Kleinkind. Das ist wie gesagt verständlich bei unserem inneren Stress-Level, aber hinderlich dabei, einen guten Weg mit unserem Kind zu finden und es anzunehmen, wie es ist.

Wenn ihr Euch und Euer Kind nicht mehr klar sehen könnt

Manchmal braucht man selbst allerdings auch Hilfe, um Situationen zu verstehen, zu akzeptieren und wieder neue Handlungsspielräume zu fühlen. Es kann extrem entlastend sein mit jemand anderem seine persönliche Lebenslage, wie man selbst und die Kinder ticken und was man braucht, zu besprechen und das Gefühl zu haben, nicht alles alleine machen zu müssen.
Wenn ihr das Gefühl habt, dass euch das gut täte, schreibt mich gerne an oder vereinbart telefonisch einen Beratungstermin mit mir. Das Vorgespräch ist immer kostenfrei und unverbindlich, damit wir uns gegenseitig “beschnuppern” können. Ein Beratungsgespräch ist auch per Video-Chat oder Telefon möglich, falls ihr nicht in Köln und Umgebung wohnt.

In das Wohlbefinden seiner Familie und in das positivere Erleben des Alltags zu investieren lohnt sich immer – für eure Kind UND für euch selbst!

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    Natascha Makoschey (Baujahr 1983) hat einen 9-jährigen Sohn und arbeitet als Kinderkrankenschwester in der Geburtshilfe. Wenn sie nicht gerade Bücher liest, zwangsweise Uno spielt oder darüber nachdenken muss, welchen Pokémon sie am liebsten mag, dann quatscht, strickt oder singt sie.

      17 Comments

    1. Jasmin

      Antworten

      Danke liebe Natascha für diesen ausführlichen, Augen öffnenden Beitrag!
      Meine Kleine ist gerade wieder nur am “Jammern” und meine Nerven liegen mehr als blank. Leider gerate ich immer häufiger ins schreien, also ich schimpfte nicht nur, ich schreie sie wirklich doll an und werde sehr wütend. Ich weiß woher es kommt, bei uns war es damals so gang und gäbe…

      Ich will nicht so sein. Ich möchte gelassener bleiben können, woran ich auch wirklich arbeite (in einer Therapie).
      Wie gehe ich mit meiner Tochter um, nachdem ich so ausgeklinkt bin? Natürlich entschuldige ich mich bei ihr. Aber reicht das?

      • Natascha Makoschey

        Hallo Jasmin,
        ich danke dir für dein wertvolles Feedback!
        Dich zu entschuldigen ist natürlich total wichtig. Aber noch wichtiger ist es im Vorhinein immer mehr zu lernen, die Verantwortung für dich und deine Bedürfnisse zu übernehmen, so dass du dein Verhalten damit auch in schwierigen Situationen positiv beeinflusst.
        Wo erlaubst du es dir nicht zu jammern? Wie kannst du liebevoller für dich sorgen und dich in deinem Alltag einplanen? Ein Kind großzuziehen bringt uns mit all unseren Verletzungen in Berührung und leider wird es noch öfter vorkommen, dass du deine Tochter anschreist. Du darfst ihr vorleben, wie man liebevoll mit seinen eigenen Fehlern umgeht und gleichzeitig klar die Verantwortung für sein Verhalten übernimmt und für Strukturen und Veränderungen sorgt, um eine möglichst freundliche Atmosphäre zu schaffen.
        Vielleicht hilft dir ja noch ein anderer Beitrag von mir, der sich genau damit befasst?
        http://familienbegleitung-koeln.de/muetterliche-wut-wie-koennen-wir-sie-verhindern/

        Ansonsten biete ich auch Videoberatungen an, um mit dir mal die Sollbruchstellen Eures Alltags für dich und deine Tochter zu besprechen und vielleicht Ideen für mehr Entspannung zu finden – sowohl für dich als auch für deine Tochter, die scheinbar gerade eine harte Zeit hat.

        Ich wünsche dir ganz viel Geduld, Kraft und (Selbst-)liebe!

    2. Franziska von der Wroge

      Antworten

      Hallo Natascha
      Vielen Dank für diesen tollen Text!
      Mein Sohn ist grad in einer heftigen trotz und jammerphase, mit grad zwei kann er nicht sagen, was ihn stört und ich versuche immer aufs neue die Auslöser zu ergründen… vorgestern war es ganz schrecklich, dass ich die Banane “kaputt gemacht ” habe (er wollte sie essen und ich habe sie ganz normal geöffnet, irgendwie war das in dem Moment wohl falsch) meistens verstehe ich Aber leider tatsächlich nicht, was los ist und kann nichts tun außer verhindern, dass er sich in seiner Wut wehtut und bei ihm sein.
      Sprüche wie: dann lass ihn halt bocken und geh aus dem Raum! Oder: er muss halt lernen, dass er nicht immer seinen Willen kriegen kann… und auch: du hast ihn halt zu sehr verwöhnt! hör ich vorallem von meiner Schwiegermutter dauernd.
      Meine Mutter war zum Glück meistens liebevoll, fürsorglich und geduldig. Leider wohnen meine Eltern gut 1½ -2 Stunden entfernt, Schwiegereltern nur knappe 30 min… Ich hab also eher mit Gegenwind als mit Hilfe zu rechnen.
      Und auch wenn ich im Bekanntenkreis als die mit der unendlich unerschütterlichen Geduld gelte bin ich oft am Ende mit den Nerven und weiß einfach nicht, was ich noch tun soll.

      Im Internet findet man ja auch eher antworten, wie die meiner Schwiegermutter.

      Umso mehr hat mich dei Text berührt und ich habe mich endlich verstanden gefühlt. Ob es mit beim nächsten Ausbruch wirklich hilft weiß ich nicht, aber ich fühle mich immerhin nicht mehr so allein.

      Danke dafür!
      Alles Liebe und bleib Gesund
      Franziska

      • Natascha Makoschey

        Hallo liebe Franziska, ich danke dir sehr dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, mir dieses Feedback zu schreiben. Es freut mich sehr, dass mein Text etwas in dir berührt hat und dass er dir vielleicht dazu verhilft deinen Sohn liebevoll in seinen Jammerphasen zu begleiten.
        Ich wünsche dir viel Mitgefühl und Geduld – auch für dich selbst in diesen kräftezehrenden Zeiten!
        Ganz liebe Grüße,
        Natascha

      • Natascha Makoschey

        Hallo und danke für deine Frage.
        Kannst du sie ein wenig präzisieren? Wozu genau hättest du gerne wissenschaftliche Quellen oder Belege? Ich schreibe ja an ganz vielen Stellen, dass ich beispielsweise überhaupt nichts sowohl zu den Gründen als auch überhaupt dem Phänomen des periodischen Jammerns finden konnte. Somit ist das natürlich mehr oder weniger Spekulation – genährt aus praktischen Erfahrungen als Familienbegleiterin und dem, was ich zum Thema Neuropsychologie und Ich-Werdung weiß (vgl. Daniel Siegel, Dami Charf, Stefanie Stahl…), was ich zum Thema “Stören” aus der NLP und der GFK weiß und dem, was ich den verschiedensten Büchern zum Thema empathischem Umgang mit Kindern gelesen habe (vgl. Nora Imlau, Katia Saalfrank, Jesper Juul, Naomi Aldort, Katja Seide und Danielle Graf etc.pp.). Alfie Kohn, der ja viel über die Folgen von Belohnung und Bestrafung geforscht hat und wie sich Empathie und Einfühlung bei Menschen entwickelt, hat übrigens in seinen Büchern sehr viele Hinweise auf wissenschaftliche Studien.
        Viele liebe Grüße
        Natascha

    3. Michelle

      Antworten

      Hallo,
      Dein Beitrag hat mich sehr berührt und ich habe mich darin leider auch wiedererkannt.
      Unsere Tochter (3) ist in einer Jammerphase – mir kommt es vor als ob sie bei jeder kleinsten Gelegenheit anfängt zu “jammern”. Will ich sie in den Arm nehmen und helfen fängt sie oft an zu strampeln oder stößt mich sogar weg. Dann lasse ich sie, atme kurz tief durch und versuche wieder sie irgendwie zu erreichen. Leider bin auch ich (gerade nachts) dann manchmal, nach längeren Versuchen am Ende und schreie sie an dass sie aufhören soll. Es ist noch nicht ganz ausgesprochen… tut es mir leid und ich ärgere mich über mich selbst. Zumal sie einen Schreck hat und trotzdem nicht aufhört. Eher noch schlimmer jammert/weint.
      Ich arbeite sehr an mir das Schreien abzustellen und ruhiger und gelassener auf meine Tochter zu reagieren um besser für sie da sein zu könnnen. Doch wie verhalte ich mich wenn sie mich wegstößt und was kann ich machen wenn ich merke, dass mein Ventil gleich platzt und ihr jammern aber anhält?
      Viele Grüße Michelle

      • Natascha Makoschey

        Liebe Michelle, danke für deinen Beitrag. Puh, ich kann mir vorstellen, wie anstrengend es gerade für dich deine Tochter liebevoll zu begleiten – vor allem wenn sie auch nachts jammert. Vielleicht kannst du dich mal fragen, was du erreichen möchtest, wenn du sie in den Arm nehmen möchtest. Was ist deine dahinter liegende Motivation? Ich denke, du darfst dir etwas suchen, wie du sie einfach begleiten kannst – ohne das Jammern wegmachen zu wollen. Denn dagegen lehnen sich viele Kinder auf. Sie wollen nicht “be-ruhigt” werden. Sie haben keine Vorstellung, dass dieses Gefühl weggehen könnte und müssen es irgendwie herauslassen. Wie bei einem quietschenden Schnellkochtopf vielleicht.
        Mein Weg wäre vermutlich eine Kombi aus Ohrenstopfen, eine abgesprochene Berührung an einem Ort, den sich deine Tochter (außerhalb des Jammerns) vorstellen kann, der ihr Freiheit lässt zu sein (evtl. Hand aufs Herz) und dann ein Mantra mit dem du ihr Liebe und Stärke zu sprichst. Ich mag die “Liebende Güte”-Meditation gerne abwandeln für solche Situationen, weil ich damit sowohl mir selbst als auch meinem Kind Liebe, Kraft und Weisheit etc.pp. zuschicken kann.
        Wenn du genauer über Eure Situation sprechen möchtest, biete ich ja auch Familienbegleitungen via Zoom an und kann gerne spezieller auf genau Eure Situation eingehen. Die Preise findest du auf meiner Homepage.
        Ich wünsche dir Selbstliebe und jede Menge tiefe Atemzüge (und wenn du dann anfängst zu weinen anstatt zu schimpfen, weil du deine Hilflosigkeit zulässt, ist das wunderbar).
        Viele liebe Grüße
        Natascha

    4. Jette

      Antworten

      Auch ich möchte mich für den Beitrag bedanken!
      Ich habe quasi seit der Geburt meines Sohnes vor 2,5 Jahren festgestellt, dass mich sein Tonfall (=”jammernder Tonfall”) innerlich auf die Palme bringt… er triggert etwas in mir und ich bin gerade auf der Suche nach dem Auslöser.
      Seit mein Sohn 2 ist und er nicht nur “jammernd klingt” sondern dank des Sprechen lernens auch “in echt und inhaltlich” ständig zu jammern scheint, gerate ich oft an meine Grenzen.
      Dank dem Beitrag habe ich nun den Bezug zu mir und meiner Kindheit gefunden und kann zuordnen, weshalb ich darauf eher abweisend als hilfsbereit reagiere. Danke! – Eine wirklich Hilfe für mich! :*

      • Natascha Makoschey

        Liebe Jette,
        über dein Feedback freue ich mich sehr! Es ist schön zu lesen, das dieser Artikel immer wieder etwas bewirkt und auslöst.

        Ich wünsche Ihnen viel Geduld und Selbstliebe für Ihren weiteren (Erkenntnis-)Weg!

    5. Birgit

      Antworten

      Ja, das Quengelnd und Jammern habe ich eigentlich durch komplette Ignoranz am Besten in den Griff bekommen. Wenn die Kinder gequengelt haben, dann habe ich sie komplett ignoriert. Erst, wenn sie in normalen Ton und anständig gefragt haben oder sich wieder halbwegs “normal” benommen haben, dann habe ich sie wieder wahrgenommen. Genauso auch im Supermarkt, wenn sie unbedingt etwas wollten, was ich aber nicht kaufen wollte. Dann haben sie sich auf den Boden geworfen und lauthals gebrüllt. Ich bin dann schnell ein bis zwei Gänge weitergegangen und habe getan, als ob das nicht mein Kind wäre und einfach weiter eingekauft. Irgendwann hörte das Geschreie dann auf und sie kamen kleinlaut angerannt und ohne Geheule. Das war so ein- bis zweimal der Fall; dann war Ruhe im Supermarkt und sie haben kapiert: Mami ist nicht bestechlich, mit Geheule und Geschreie erreiche ich gar nichts, im Gegenteil, dann geht es mir noch schlechter.

      • Natascha Makoschey

        Puh, liebe Birgit… Ich schalte deinen Kommentar frei als Meinungsäußerung, obwohl er mich unglaublich traurig macht und so ziemlich allem widerspricht, woran ich glaube und was ich als respekt- und liebevoll empfinde. Meine Seite und in meiner Arbeit als Familienbegleiterin beschäftige ich mich mich mit Lösungsansätzen, die wertschätzend und gewaltfrei sind. Jemanden ignorieren, der komplett emotional und auch existenziell von einem abhängig ist, ist für mich pure Gewalt. Und es funktioniert, weil es bestraft, isoliert und Angst macht. Kinder mit emotionalem Melt-Down im Supermarkt allein zu lassen, finde ich grausam. Und überhaupt anzunehmen, das kleine Kinder ein Konzept davon haben, was “bestechen” ist und dass sie denken, dass du es bestechlich wärest, zeigt meines Erachtens schon ein verheerendes Bild, das du von Kindern hast.
        Ein Mensch, der jammert, dem geht es nicht gut. Der möchte gehört werden. Der möchte zeigen dürfen, dass es ihm gerade nicht gut geht und dass er überfordert ist.
        Also, ich persönlich möchte jedenfalls ein Kind, das mir Dinge anvertraut und mir seine Gefühle zeigt. Auch wenn mich das immer wieder gelegentlich herausfordert.

    6. Nadine

      Antworten

      Danke!
      Ich selbst “vom Fach” finde mich mit unseren Kindern, hauptsächlich mit unserer Kleinen, in einem völligen emotionalen Chaos wieder. Wenn der Alltag einem über den Kopf wächst und man plötzlich an allem und sich selbst zweifelt und es doch selbst eigentlich besser wissen und machen müsste.
      Dein Beitrag ist sehr wertvoll und ich bin froh, ihn gerade vor dem Schlafen gehen noch gefunden zu haben, denn jetzt werde ich gut schlafen und freue mich auf den morgigen Tag mit meinen Kindern, völlig motiviert und wartend auf den nächsten Nörgler, dem ich dann mit meiner ganzen positiven Zuwendung begegnen werde 😉

      Vielen Dank.

    7. Yvonne

      Antworten

      Liebe Natascha, ich habe gerade deine Seite und verschiedene Beiträge entdeckt und bin richtig begeistert von deiner Einstellung und der Art wie du viele Sachen veranschaulichst und erklärst, das macht es mir selbst endlich einfacher und irgendwie überhaupt erst begreiflich, was in mir vorgeht und meinem Sohn. Er ist 15 Monate und hat immer mal wieder Phasen, in denen er wochenlang gefühlt von morgens bis abends nur quengelt. Egal was er oder ich mache , es wird nur gejammert. Fällt er auf den Po, quengelt er. Sieht er den Staubsauger, quengelt er, gehen wir raus , quengelt er . Zeigt zu mir hoch , ich nehme ihn auf den Arm, quengelt er, dann will er runter, ich setze ihnen und er quengelt . Ich versuche mit ihm zu spielen, aber er quengelt . Es ist zum Mäuse melken. Aber wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin , dann weiß ich auch , dass ich verdammt oft , nicht wirklich bei ihm bin . Ich möchte nur noch schnell die Wäsche machen , kochen , saugen , oder dies und jenes machen und stelle meinen Sohn eigentlich immer hinten an , oder ich muss noch schnell eine Nachricht schreiben und hänge wieder am Handy obwohl ich mir doch grade vorgenommen habe , mit ihm ein Buch anzuschauen. Dieses Gequengel lässt mich in eine Spirale verfallen , weil ich dann erst recht nichts geschafft bekomme und ich mir selber das Gefühl gebe nur gut genug zu sein wenn ich Arbeit , Kind und Haushalt unter einen Hut bekomme. Ich versuche wirklich hart an mir zu arbeiten , auch ruhig zu bleiben , Verständnis zu haben , aber das eigentliche Problem ist tatsächlich dass ich meine Bedürfnisse immer ganz hinten anstelle und meine Zündschnur dadurch extrem kurz ist . Dann nehme ich mir vor , Exklusivzeit mit ihm zu verbringen , er reagiert dann in einer Situation anders als ICH das erwartet habe und schon bin ich wieder in meiner „ich kann ihm nichts recht machen“-Spirale drin. Kurz gesagt , du hast mit deinen Beiträgen den Nagel auf den Kopf getroffen. Zudem muss ich mir aber auch ständig ungefragte Erziehungstipps von Schwiegermama geben lassen, die Erzieherin ist und irgendwie noch nach alter Schule handelt (er macht alles , um mich zu testen , zu manipulieren und wenn ich jetzt nachgebe wird er das immer so machen und man muss die Kinder auch mal schreien lassen oder ignorieren). Davon bin ich gar kein Fan aber das verunsichert in Situationen , in denen man ratlos ist. Zusätzlich habe ich glaube ich selber noch nicht so ganz durchblickt , was mein inneres Kind in meiner Kindheit verletzt hat und och merke dass gewisse Reaktionen meines Sohnes mich extrem triggern, und auch wenn ich alles andere möchte als so zu werden wie meine Eltern , entdecke ich immer wieder Parallelen.

      • Natascha Makoschey

        Liebe Lena,
        danke für dein wertvolles Feedback! Ich schreibe ja schon seit einiger Zeit nichts mehr, aber es freut mich ungemein, dass meine alten Beiträge bei Menschen so schöne Dinge bewegen. 🙂
        Wenn du einmal konkrete Beratung zu Situationen brauchst, alternative Reaktionsmöglichkeiten etc.pp. melde dich gerne zum Coaching.
        Mama- Sein ist krass, aber auch so krass schön. Manchmal sind allerdings Sichtweisen von draußen hilfreich, um das Schöne in anstrengenden Phasen sehen zu können.
        15 Monate ist ja auch noch soo klein…

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