Schule

Ich kann es nicht mehr hören, echt.
In jedem großen Medium, in allen Nachrichten geht die Alarmmeldung herum, dass unsere Kinder während der Zeit der Schulschließung aufgrund der Covid-19-Pandemie schrecklicherweise viel mehr Zeit vor den Bildschirmen verbracht haben als sonst und dafür viel weniger Zeit für Lernen investiert haben als in Präsenzschulzeiten.

Meine Lieblings-Zwischenüberschrift – Ironie – in einem ZEIT-Artikel mit dem Titel “Bereit für die Schüler” (Ausgabe 33 vom 6. August 2020) von Manuel J. Hartung war “Daddeln statt Didaktik”, auf die er bestimmt selbst beim Schreiben ganz stolz war.

https://www.zeit.de/2020/33/schulstart-sommerferien-corona-krise-lehrstoff-aufholen-homeschooling

So, mir ist heute nach Streiten!

Nicht mit Euch, liebe Leser. Sondern mit dem Staat und den Medien, die uns ständig versucht irgendeinen Blödsinn ins Gehirn zu pupsen. Zum Beispiel, dass wir Frauen nur aus Bequemlichkeit keine Karriere machen und dass an den überqualifizierten Frauen, die nun maximal Teilzeit arbeiten massiv Steuergelder verschwendet wurden und sich die Frage stellt, ob man das Studium von Frauen unter den Umständen überhaupt staatlich unterstützen solle. Geschrieben – von einer Frau.

Und heute entscheide ich mich für das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Ich habe nämlich kürzlich folgendes Buch gelesen (achtung, affiliate-Link!):

Geht doch alles gar nicht

Vorneweg: Ich freue mich über jeden, der einen Job hat, den er mag und wenn er für seine Kinder und seine Familie Lösungen gefunden hat, mit dem es allen gut geht. Mir geht es nicht darum, dass Lebensmodell einzelner Menschen anzuprangern, sondern die Strukturen, die es den Familien oft so schwer machen, eine gute Vereinbarkeit hinzubekommen.

Im Grunde genommen, wird zwar uns Deutschen zwar einerseits ein schlechtes Gewissen gemacht, weil wir so wenig Kinder bekommen (statistisch waren es 2016 1,59 Kinder pro Frau). Andererseits aber hat man, sobald der Schwangerschaftstest positiv ausfällt, das Gefühl dass dieses Kind im Grunde keiner will. Zumindest nicht bis es erwachsen ist und hoffentlich eine gut ausgebildete Fachkraft geworden ist.

Will der Staat wirklich unsere Kinder?

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade, ins Leben gerufen von den wunderbaren Bloggern von: https://diephysikvonbeziehungen.wordpress.com/
Dort gibt es noch bis Mitte September viele weitere Artikel zum Thema Schule.
Vielen Dank, dass ich daran teilnehmen darf!


Der tägliche Kampf

Jetzt geht es wieder los:

Das fremdbestimmte Leben, wo morgens der Wecker klingelt. Wo ich mein Kind nur noch müde und schlecht gelaunt erlebe, weil es sowohl morgens um halb sieben noch nicht ansprechbar ist und auch nachmittags um 16 Uhr nicht mehr wirklich viel Energie hat. Wo wir uns über Hausaufgaben streiten müssen und ich mit meinen widerstreitenden Gefühlen kämpfen muss.

Das eine, das meinen Sohn frei aufwachsen lassen will und ihm vertrauen möchte. Das andere, das Sorge hat, dass er nicht mitkommt. Das die Drohungen der Lehrer hört und Angst hat, dass mein Sohn mir irgendwann vorwirft, ihn nicht mehr zum Lernen angehalten zu haben.

Aber von vorn:

Schon früh war mir klar, dass ich meinen Sohn sowohl um seinet- als auch um meinetwillen nicht in eine Regelschule geben kann, weil wir beide daran kaputt gehen. Ich selbst habe bereits als Jugendliche gegen die Ungerechtigkeit, das Hierarchiedenken und die Willkür des Schulsystems im Allgemeinen und gegen die einzelner Lehrpersonen im Besonderen rebelliert. Auch hatte ich mich bereits zu Kindergartenzeiten meines Sohnes darüber aufgeregt, wie respektlos oft auch die Eltern behandelt werden und wie sehr sie dazu genötigt werden, sich dem System anzupassen anstatt sich (soweit es möglich ist) den einzelnen Kindern und ihren Bedürfnissen anzupassen.
Ich wollte dieses Gefühl des Ausgeliefertseins und der Unmündigkeit nicht weiter erleben.

Kürzlich erzählte mir eine Freundin, dass sie ihren 3,5-jährigen Sohn nicht mit dem Buggy in den Kindergarten bringen darf. Die Erzieher hätten ihr das verboten. Das Kind könne schließlich selbst laufen und dies dürfe sie ihm nicht abnehmen.

Ich weiß gar nicht, worüber ich entsetzter bin: Über den massiven Eingriff in die Würde der Mutter und ihr Recht, ihre Erziehung nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten oder die totale Pauschalisierung, die völlig an den Wünschen, Bedürfnissen von Mutter (oder Vater) UND Kind vorbei geht.

Ich habe in den nächsten Stunden über diesen Satz „Das kannst du alleine“ nachgedacht.Was ist das eigentlich für eine Aussage?

Fast alle Dinge, um die ich andere Menschen bitte, kann ich alleine.

Dementsprechend dürfte ich niemals um etwas bitten. Ich bitte aber meinen Partner (UND mein Kind) mir etwas anzureichen oder gar zu bringen, weil ich z.B. mit etwas anderem beschäftigt bin oder – ganz ehrlich – auch einfach mal zu faul bin, aufzustehen.

Ich gehe davon aus, dass mein Partner keinerlei Befürchtungen hat, dass ich eine bestimmte Tätigkeit (wie Tisch decken oder die Spülmaschine ausräumen) verlernen könnte, wenn ich sie mal einmal nicht ausübe.

Woher kommt diese Sorge also bei unseren Kindern?