Abschied nehmen fällt vielen Menschen schwer. Die kleineren Alltags-Abschiede kriege ich ganz gut hin, aber seitdem ich Mutter bin geht auch in diesen Fällen wieder öfter mein innerer „Bindungs-Alarm“ an. Und größere Abschiede sind für mich bis heute nicht drin. Ein paar Monate oder gar ein Jahr ins Ausland zu gehen kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.
Ebenso eine große Herausforderung ist es für viele Menschen Altbekanntes zu verlassen und sich an neue Umgebungen, Menschen und Bedingungen zu gewöhnen.
Wie viele Menschen bleiben beispielsweise in einem Job, der ihnen nicht gefällt und guttut oder in einer Beziehung, in der sie nicht geliebt werden oder nicht lieben?
Das ist das „Lieber-in-der-Scheiße-liegen-die-man-schon-kennt“-Phänomen. Und hat ganz viel mit fehlendem Vertrauen und Zutrauen in sich selbst und seine Umwelt zu tun.
Und Fakt ist: Jeder von uns hat seine Bindungs- und Trennungserfahrungen gemacht und sich daraus etwas gezimmert.
Nun sind wir Eltern und versuchen einen Weg zu finden unsere eigenen Kinder bei ihren Bindungs- und Trennungserfahrungen zu begleiten. Vielleicht ist es gerade in der Eingewöhnung in den Kindergarten oder bei der Tagesmutter? Oder dein Kind hat gerade eine Phase, wo es sich an dich klammert und du keinen Schritt alleine machen kannst. Vielleicht ist es gerade in die Schule gekommen. Vielleicht steht die erste Übernachtung bei den Großeltern an.
Wie auch immer – unsere Kinder bei ihren Trennungen und Abschieden zu begleiten, berührt unsere alten Trennungserfahrungen maßlos. Wenn die Trennung dann noch durch unsere Absicht erfolgt, dann entsteht ganz schnell ein Gefühlsdreieck aus dem Schmerz des Kindes, den berührten alten Erfahrungen der Erwachsenen und der aktuell gefühlten Schuld, weil man dem Kind das zumutet.