Wusstest du, dass – je nach Studie und Studiendesign – bis zu 30% aller Menschen mit einem zu kurzen Zungenband und anderen zu straffen Bändern im Mund geboren werden?
Dies fällt meist zuallererst beim Stillen auf. Da das Baby die Zunge nicht so gut in voller Länge um die Brust schließen kann, die peristaltische Hubbewegung zum Gaumen nur begrenzt ausführen kann, den Mund vielleicht nicht weit öffnen kann oder nicht in der Lage ist die Lippen auszustülpen und “luftdicht” abzuschließen, ist das Stillen oft für die Mütter sehr schmerzhaft und für die Babys anstrengend, frustrierend und ineffektiv. Und da Verdauung bereits im Mund beginnt, ist nicht nur der Weg der Nahrung ins Baby, sondern auch der Weg der Nahrung wieder heraus für Eltern und Kind häufig belastend. Bauchschmerzen und Blähungen können die Folge sein.
Der Versuch des Babys seine mangelnde Beweglichkeit zu kompensieren, kann zu dauerwunden Brustwarzen beim stillenden Elternteil führen. Häufig ist auch die Milchbildung gestört. Häufig wird sie von Anfang an nicht ausreichend angekurbelt, da das Saugen so ineffektiv ist. Oder aber das Kind hält das Vakuum nur im vorderen Mund- und Lippenbereich, schnalzt viel und die Milchproduktion der Mutter ist überschießend, so dass der Säugling überfordert ist und die Milchmenge kaum verarbeiten kann. Ebenfalls können wiederkehrende Milchstaus und Brustentzündungen oft auf orale Restriktionen zurück geführt werden. Manchmal treten Schwierigkeiten erst nach einigen Wochen bis Monaten auf, wenn die Stillhormone sich langsam zurück auf das “Vor-Still-Niveau” einpendeln. Es gibt jedoch auch Still-Paare die eine komplikationslose Stillbeziehung haben und dennoch ist das Kind in seiner Zungenfunktion stark eingeschränkt.
Es gibt so viele unterschiedliche Verläufe, wie es Menschen und Stillpaare gibt.
Aber eine schlechte Zungenbeweglichkeit spielt natürlich nicht nur beim Stillen eine Rolle, sondern später auch beim Essen von fester Nahrung, bei jeder Schluckbewegung und beim Sprechen. Eine korrekte Zungenruhelage ist wichtig für eine gute Schlafqualität mit guter Sauerstoffversorgung und für die physiologische Entwicklung des Kiefers. Viele Menschen mit unbehandelten zu kurzen Zungenbändern leiden als Erwachsene unter schlechter Luftversorgung im Schlaf, Zähneknirschen, Migräne und häufigen Nackenschmerzen. Sie haben oft in ihrer Jugend eine feste Zahnspannge getragen und tragen häufig noch einen “Retainer”, damit die Zahnstellung sich nicht wieder zurück entwickelt. Es wurde nur das Symptom behandelt, aber nicht die Ursache.
“Das schneide ich gerade mit der Schere durch” sagt vielleicht der Kinderarzt oder die Kinderärztin. Oder aber auch “Die Zungenspitze kann sich doch bewegen. Das ist kein verkürztes Zungenband!”
Das Zungenbändchen ist unter der Zunge wie ein Segel. Häufig wird nur der vordere Mast an der Zungenspitze erkannt und gekappt. Ein Gros der Probleme wird hiermit jedoch nicht gelöst. Es ist wichtig, dass die Zungenbeweglichkeit in voller Länge auch im hinteren Teil der Zunge hergestellt wird und über die ganze “Segellänge” mehr Platz entsteht.
Noch wichtiger ist es, zu erkennen, dass es nicht damit getan ist, im Mund des Säuglings herum zu schneiden, ohne sich vorher seinen Körper anzusehen und seine Geschichte anzuhören. Denn so klein die Zunge ist – im Körpersystem nimmt sie eine große Rolle ein.
Was für ein Geburtserlebnis hatte das Baby? Ist sein Körper locker, frei von Überstreckung, Asymmetrien und Vorzugshaltungen? Sind die Schädelplatten vielleicht ineinander verkantet oder gab es Quetschungen von Nervenbahnen, die auch die Saug- und Schluckkoordination beeinträchtigen können? Wie kann das Kind möglichst gut auf eine Durchtrennung des Zungenbandes vorbereitet werden, so dass es bereit ist neue Saugmuster zu erlernen und seine kompensatorischen Bewegungen aufzugeben? Und wie kann die Stillsituation bis dahin optimiert werden und eine Stabilisierung der gesamten Familie erfolgen?
Immer mehr setzt sich weltweit ein interdisziplinärer Ansatz in der Zungenbandbehandlung durch, voran getrieben durch ÄrztInnen, StillberaterInnen und KörpertherapeutInnen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen in einen Topf geworfen haben und diese beispielsweise in der “Academy for Applied Myofunctional Sciences” verbinden und weitergeben.
Zu diesem Ansatz gehört:
> ein ganzheitlicher Blick auf das Kind und das stillende Elternteil
> eine genaue Funktionsüberprüfung der Zunge und des gesamten Mundbereiches und eine detaillierte Symptomsammlung
> eine Vorbereitung des Kindes auf einen eventuellen Eingriff durch Körperarbeit bei OsteopathIn oder PhysiotherapeutIn und Zungen- und Körperübungen zu Hause
> eine erneute Überprüfung nach 2-4 Wochen, um zu sehen, ob sich die Beweglichkeit gesteigert und die Stillprobleme verbessert haben
> eine vollständige Frenotomie mit Aufklärung über das Wund-Management um ein “Re-Attachment” zu verhindern und das bestmögliche Ergebnis zu erreichen
> eine Nachsorge mit Wundbeurteilung und emotionaler Begleitung bis die Stillsituation stabil ist und die Eltern fühlen, dass die Behandlung nun abgeschlossen ist.
Zumeist wird die Begutachtung, die Vor- und die Nachbereitung durch fortgebildete StillberaterInnen übernommen, die dann wiederum zu den ÄrztInnen aus dem Netzwerk verweisen, die vollständig trennen. Das heißt, dass das Zungenband über die volle Segellänge freigesetzt wird, so dass auch die Zunge im hinteren Bereich mehr Bewegungsspielraum hat. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für diesen Prozess in der Regel leider noch nicht. Ich ermutige meine KlientInnen jedoch jede Rechnung mit einem persönlichen Begleitschreiben einzureichen und so eine allmähliche Bewusstwerdung und Veränderung zu erreichen. Auch habe ich schon unterstützende Zahlungen und in Einzelfällen sogar komplette Kostenübernahmen erlebt.
Die Erstbegutachtung verpflichtet dich natürlich zu keinen weiteren Schritten. Es gibt orale Restriktionen in unterschiedlichster Ausprägung. Nicht jede ist behandlungspflichtig und nicht jedes Stillproblem ist auf orale Restriktionen zurückzuführen. Ich stelle dir und deiner Familie mein Fachwissen, meine Ideen und mein Herz zur Verfügung und du nimmst davon, was dir gut tut.
Wenn du eine Beratung wünschst, füll einfach das unten stehende Kontaktformular aus oder sende mir den ausgefüllten Kontaktbogen per Mail an info@familienbegleitung-koeln.de zu.