stillfreundlich

Durch meine Arbeit als Kinderkrankenschwester und DAIS-Stillbegleiterin auf wechselnden Mutter-Kind-Stationen und die vielen Gespräche mit Kollegen und Müttern habe ich viele Einblicke über den aktuellen Status Quo in Geburtskliniken. Und ich kann es nicht anders sagen: Ich bin erschüttert.

Erschüttert darüber, wie viele Ammenmärchen immer noch an Mütter weitergegeben werden.
Wie oft der Aufbau einer guten Stillbeziehung untergraben wird, teils wissentlich und bewusst.
Darüber, dass sich in der heutigen Zeit Teams geburtshilflichen Stationen weigern können stillfreundliche Zufütterungsmethoden anzuwenden.

Auch mit dem Zertifikat „babyfreundlich“ geprüfte Krankenhäuser geben keine Garantie auf fachlich korrekte Informationen. Zwar ist das Bemühen groß und es wird tatsächlich nur aus medizinischen Gründen zugefüttert. Da aber oft das Wissen darüber, was normal ist und was nicht, und wie man es beispielsweise vermeiden kann, dass Neugeborene mehr als 10% ihres Geburtsgewichtes verlieren, oftmals nicht vorhanden ist, müssen doch mehr Babys zugefüttert werden als eigentlich notwendig wäre. Immerhin stillfreundlich.
Und nicht zu vergessen ist, dass auch bei allem Bemühen mütter- und babyfreundlich zu arbeiten, der häufig schlechte Personalschlüssel den Hebammen und Schwestern auf Station eine behutsame und zugewandte Stillbegleitung unmöglich oder zumindest sehr schwer macht.

Das Gefühl der Mutter jedoch irgendwie versagt zu haben und ihrem Kind nicht genug gegeben zu haben und ein daraus resultierendes Misstrauen gegenüber den eigenen Fähigkeiten das Kind zu versorgen, bleibt.
Dies wirkt sich dann wiederum nachteilig auf die weitere Stillbeziehung aus und löst manches Mal eine solch große Menge an Stress aus, dass dies auch die Milchproduktion oder die Fähigkeit gebildete Milch abzugeben beeinträchtigt (Stichwort Milchstau).

Deswegen richtet sich dieser Artikel an alle werdenden Mütter, die vorhaben in einem Krankenhaus zu entbinden und den Wunsch haben ihr Baby zu stillen und ebenfalls an alle Menschen, die Mütter und Neugeborene in ihren ersten Lebenstagen betreuen.