Kleinkinder

oder  Wann komme endlich mal wieder Ich?

Hauptsächlich verantwortliches Elternteil von einem Kleinkind zu sein ist anstrengend.
Mütter von kleinen Kindern berichten immer wieder davon, dass diese ihnen Tag und Nacht am Körper kleben und keine andere Bezugsperson akzeptieren. Die Mütter sehnen sich nach einer kurzen Zeit nur für sich allein. Einer halben Stunde ungestört in der Badewanne z.B. oder mal ein ganzes Kapitel völlig versunken in einem Buch zu lesen. Sogar kochen ohne Unterbrechungen mit lauter Musik in der Küche kann eine absolute Erholung sein.

Und dann kommen diese erschöpften und verzweifelten Mütter und fragen: „Ab wann kann ich von meinem Kind verlangen, mal eine halbe Stunde bei seinem Papa zu bleiben?“ Oder bei der Oma oder einer anderen Bezugsperson.

Nun ist der Aufbaukurs vorbei. Unfassbar, wie schnell drei Tage vergehen können und wie schnell es sich völlig normal anfühlte jeden Morgen dort hin zu fahren.

Ich bin ganz beseelt von der warmherzigen Atmosphäre dort. Alle hörten einander zu – selbst ich alte Schnabbeltante bin anderen nicht dauernd ins Wort gefallen. Jeder Mutter und jeder Sichtweise wurde großen Respekt entgegen gebracht. Das war absoluter Balsam für die Seele.
Aber dies ist natürlich Nicola Schmidts und Liane Emmersbergers Vorbild, ihrer guten Vorbereitung, ihrer Liebe und ihrem Einfühlungsvermögen zu verdanken. Ich habe viel beobachten dürfen, was mich für meine eigenen Kurse inspiriert hat.


Kinästhetik – Wie man Säuglinge (und sich selbst) achtsam bewegt und ihre Umgebung bedürfnisorientiert gestaltet

Ein großer Themenkomplex des Kurses war das sogenannte Kinaesthetic Infant Handling.  Liane Emmersberger ist Trainerin bei der Deutschen Gesellschaft für Kinästhetik und Kommukuation e.V. und hat uns an ihrem umfangreichen Wissen teilhaben lassen.
Bei Kinästhetik  handelt es sich um achtsame Berührung und Bewegung. Sie wird insbesondere in der Pflege von Früh- und Neugeborenen und Menschen mit körperlichen oder motorischen Einschränkungen angewendet. Es wäre aber durchaus wünschenswert, wenn einige Grundlagen auch den Eltern Zuhause bekannt wären.
So kann man ganz alltägliche Aktivitäten wie beispielsweise Wickeln so gestalten, dass das Kind sich viel wohler fühlt, aktiv mit einbezogen wird und durch Nutzung von Bewegungsmustern, die das Säuglingsgehirn nachvollziehen kann und die seinen motorischen Entwicklungschritten entsprechen, die Beweglichkeit aktiv fördern. Ebenfalls ist es ein großes Anliegen die Umgebung den Bedürfnissen der Kinder entsprechend zu gestalten und die Bemühungen der Kinder sitzen, krabbeln und stehen zu lernen, auf eine hilfreiche Art zu unterstützen. Leider sind hierzulande viele Bewegungsspiele beliebt, die ungute Muster im Kind fördern – wie zum Beispiel, dass das Kind sich an den Armen der Eltern zum Sitzen hochzieht. Dies könnte man – vorausgesetzt, es würde einem gezeigt werden, wie es geht – in einer anderen Weise viel förderlicher für das Kind unterstützen.
Die Achtsamkeit für die Bewegungsimpulse des Kindes, die volle Hinwendung zum Kind, Begrüßung über bzw. Begrenzung an den Füßen und ein Hochheben und Tragen, das für den Säugling angenehm ist… all das sind Dinge mit denen sich Kinaesthetics Infant Handling beschäftigt.

Wow, ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass der gestrige Beitrag von mir der bisher meist Gelesene und Geteilte werden würde. Ich schwanke gefühlsmäßig zwischen Freude und Trauer, weil das heißt, dass ich einen Nerv getroffen habe und vielen anderen auch nicht in dieser Prägnanz klar war, wie Bindung bei Kleinkindern entsteht.

Natürlich kennen viele Eltern den Vorwurf an Mütter, die „nicht loslassen“ können und es damit dem Kind schwer machen, aber dieser ist meist an die Forderung gekoppelt, das Kind weinend zurückzulassen und die Erzieher ihre Arbeit machen zu lassen.

Eine Leserin reagierte irritiert auf den massiven Beifall, den mein Artikel erhielt, weil dies doch selbstverständlich sein sollte. Die vielen Reaktionen zeigen mir jedoch, dass es das nach wie vor nicht ist.

Eine andere Leserin verstand mich so, als ob das artgerecht-Projekt Fremdbetreuung im Kindergarten befürworte – auch bei Kindern unter 3 Jahren. Sie fragte, ob das zu verantworten sei, mit dem hohen Krankheitsstand, der Personalfluktuation und der Tatsache, dass die Kinder ja eh nur eine begrenzte Zeit im Kindergarten bleiben, bevor sie in die Schule wechseln. Jemand, den man in den Clan aufgenommen habe, würde man ja nicht von einem auf den anderen Tag aus diesem verstoßen.

Eigentlich wollte ich mir ja heute einen Tag Pause gönnen, aber hierzu möchte ich doch Stellung beziehen.

Puh, ich bin ja froh, dass ihr meine Beiträge auch noch gerne lest, wenn ich soooo kurz davor bin, einfach mit dem Kopf auf die Tastatur zu fallen und etwas wie aölkfjaödlkjaölfg kjsölkgj zu schreiben. Aber das hätte ja auch wieder nur zu Folgeproblemen geführt. Welches Bild nähme man denn für einen derartigen Text?? ;-p

Heute war der letzte Tag der Grundausbildung. Am Freitag geht es mit dem Aufbaukurs weiter.

Am Vormittag ging es um das Thema „Betreuung“.

Wie -gefühlt- jeder Zweite in den Elterngruppen haben mein Sohn und ich hier auch eine schwierige Geschichte und alleine das Reden darüber berührt meinen Schmerz und mein immer noch vorhandenes schlechtes Gewissen, wie es damals gelaufen ist. Mein Sohn ging dort einfach niemals gern hin und es war Morgen für Morgen sehr schwer für uns beide.


Wie entwickeln Kleinkinder Vertrauen zu neuen Menschen?

So, ich bin ganz stolz auf mich:

Ich habe es gerade geschafft, selbständig den iFrame zur Kursanmeldung in meine Homepage einzubinden.
Und weil ich das jetzt so schön kann, möchte ich das direkt nochmal machen. 🙂

Nein, im Ernst:
Ich bin froh und dankbar, dass die Verwaltung des St.Vinzenz-Hospitals in Köln-Nippes das Kurskonzept “KinderBesserVerstehen” nach Katia Saalfrank als Bereicherung für ihre Elternschule empfindet und dass ich von nun an diesen Kurs dort anbieten darf!


Am Freitag, den 28.10.2016 geht es los!!!

Die Elternschule hat bereits ein sehr breites Programm für werdende und frischgebackene Eltern, aber kein Programm für Eltern von Kleinkindern.
Genau das hat mich damals dazu bewogen hat, die Ausbildung zur KBV-Kursleiterin zu beginnen: Es gibt ganz viele unterschiedliche und zum Teil großartige Kurse für Eltern von Babys, aber fast gar keine vergleichbaren Angebote für die doch sehr turbulente Kleinkindzeit.

Gibt es absichtliche Wutanfälle und – wenn ja – wie geht man mit diesen um?

Kürzlich habe ich das Buch „Achtsame Kommunikation mit Kindern: Zwölf revolutionäre Strategien auf der Hirnforschung für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes“ von Daniel Siegel und Tina Bryson gelesen.

In diesem Buch wird eindrücklich beschrieben, dass Kinder noch gar nicht in der Lage sind ihre Reaktionen zu steuern, weil der Teil des Gehirns, der für Logik, Gefühlsregulation, Vernunft usw. gebraucht wird, noch gar nicht fertig gebaut ist.


Das Gehirn als Haus – „Achtung, Baustelle!“

Die Autoren vergleichen das Gehirn mit einem Haus, in das man einzieht, obwohl nur Keller und Erdgeschoss (beispielsweise Reflexe, starke Gefühle wie Wut, Trauer, Freude, Angst) fertig sind. Die oberen Etagen werden erst im Laufe der Zeit errichtet.

Bis alles fertig ist dauert es übrigens. Erst wenn ein Mensch 20-25 Jahre alt ist, ist der Bau abgeschlossen. Wir können ja mal Wetten darauf abschließen, ob der Bau des Berliner Flughafens letzten Endes kürzer oder länger dauern wird. 😉

Deswegen ist es völlig unsinnig von einem Kleinkind logische Reaktionen zu erwarten. Und die Strategie „Ignorieren“ ist auf die lange Sicht des Lebens sogar noch unsinniger, weil dies dafür sorgen wird, dass der Mensch sein Leben lang von starken Gefühlen überschwemmt wird. Diese können nämlich nie „in die obere Etage“ integriert werden.

Wie wir mit starken Gefühlen unserer Kinder beziehungsfördernd umgehen können

Es gibt sie:

Diese Tage an denen man das Gefühl hat, man hat sich nur von einem Wutanfall des Kindes zum nächsten gehangelt.
Tage, an denen man denkt, man könnte in den Tränen des Kindes ertrinken und hätte für die nächsten 3 Jahre das Lärm-Pensum völlig ausgereizt.
Tage, an denen man manchmal auch einfach nur weg möchte – ganz alleine nach Bhutan zum Beispiel, wo das Bruttonationalglück Staatsaufgabe ist.

Leider kann man aber nicht weg. Nicht mal ein bisschen. Denn vor einem auf dem Boden liegt das brüllende Kleinkind und man kann es nun mal nicht einfach da liegen lassen (auch wenn wir damit gerne aus Hilflosigkeit drohen – hierzu hat meine Blogkollegin Susanne Mierau einen tollen Artikel geschrieben).
Genau das macht ja auch einen Großteil unseres Drucks aus: Wir können der Situation nicht entfliehen.
Und im schlimmsten Fall haben wir auch noch gerade Zeitdruck, Hunger, müssen aufs Klo oder alles zusammen.

Nun muss ich Sie leider enttäuschen: Es gibt keinen Zaubertrick, kein „Portal“, kein Wunder.
Aber es gibt viele Wege, die uns das Gefühl geben, an einem Wunder teilzuhaben – dem Wunder miteinander zu wachsen und eine Situation gemeinsam gemeistert zu haben.

Die meisten Werkzeuge sind banal.
Die Schwierigkeit besteht nicht darin, sie zu kennen, sondern sie zur richtigen Zeit parat zu haben. Hierfür brauche zumindest ich immer wieder Impulse, die sie mir wieder und wieder in Erinnerung rufen – auch in Stresssituationen.
Ich wünsche mir, für Sie oder Euch ein solcher Impuls sein zu können.

Erster Teil:
„Strategien, die nicht beziehungsfördernd sind und warum viele Eltern so unter Druck geraten“

Das da oben bin ich. Auch wenn dies mit Sicherheit nicht die Hochphase eines Wutanfalls oder von Verzweiflung gewesen sein wird, so lese ich doch deutlich Ärger und Empörung aus meinem Gesichtsausdruck heraus. Und ich frage mich: Was in aller Welt hat meine Eltern dazu gebracht, in diesem Moment den Fotoapparat zu holen (damals hatte man noch nicht immer griffbereit das Smartphone mit integrierter Kamera in der Tasche) und mich zu fotografieren?

 

„Du siehst so süß aus, wenn du wütend bist!“

Ein Satz, den ich bis heute hasse und der mir aber dennoch auch im Erwachsenenleben (selbst im Berufsalltag) begegnet ist. Wenn ich ihn höre, weiß ich, dass ich meistens in meinem Anliegen nicht ernst genommen werde, ja, dass mir oft gar nicht zugehört wird.
Um auf die Frage oben zurückzukommen: Der Impuls, den Fotoapparat zu holen und sein Kind zu fotografieren, wenn es gerade sauer ist, ist der unbewusste Versuch, eine Distanz herzustellen. Es ist das komplette Gegenteil davon, sich mit dem Kind in seinem Schmerz zu verbinden, sich ihm in seiner ganzen Präsenz hinzuwenden. Denn stellen Sie sich eine vergleichbare Situation mal kurz mit Ihrem Partner vor: Sie sind unglaublich wütend und Ihr Partner sagt zu Ihnen: „Ich höre dir gleich zu, Schatz, aber erst möchte ich dich fotografieren. Du bist so süß, wenn du dich aufregst!“ Können Sie sich vorstellen, was Sie in diesem Moment empfinden würden?

Kürzlich las ich in einer Eltern-Zeitschrift einen Artikel zum Thema „Benehmen 2015“. Hier wurde aufgelistet, was Kinder in welchem Alter lernen können (sollen?). Zwischen drei und fünf Jahren sollen Kinder wissen (und anwenden?), dass man sich begrüßt und verabschiedet, „bitte“ und „danke“ sagt, mit Besteck isst, sich entschuldigt und mancherlei mehr. Zu Beginn des Schulalters kann es einem Kind bereits zugetraut (zugemutet?) werden, eine Stunde mit den Erwachsenen am Tisch zu sitzen, Erwachsene zu siezen, mit Messer und Gabel zu essen und ähnliches.

Wenn ich mich in diesem Artikel dagegen positioniere, dies meinem Kind aktiv beizubringen, heißt das natürlich nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn mein Sohn ein freundliches und zugewandtes Kind ist, das man z.B. auch mal mit in ein Restaurant nehmen könnte.

Allerdings geht mir das Belehren, das ich allerorts wahrnehme, gehörig auf den Senkel. „Wie heißt das Zauberwort?“ „Hast du auch danke gesagt?“ „Sagst du noch ‘Auf Wiedersehen’?“ „Jetzt entschuldigst du dich aber!“