Arbeit an mir selbst

Letzte Woche war mein Sohn auf seiner ersten Klassenfahrt.

Ich bin alleinerziehend mitohne sich kümmerndem Vater. Die Tage und vor allem die Nächte ohne mein Kind sind gezählt. Gut, seitdem ich im Schichtdienst arbeite, schläft das Kind öfter mal bei meinen Eltern. Aber da muss ich dann ja arbeiten und merke kaum, dass er nicht da ist.

Aber jetzt – 2,5 Tage ohne meinen Sohn. Und ich hatte auch noch frei.
Gott sei Dank war am ersten Abend Schulpflegschaftssitzung, sonst wäre ich ja gar nicht klar gekommen. Und am nächsten Morgen bin ich einfach zu meiner Schwester und meinen zwei süßen Neffen gefahren, damit ich jemanden betüddeln konnte. Doch am Abend hatte keiner meiner Freunde Zeit.
Unglaublich, da habe ich einmal abends FREI und könnte RAUSGEHEN und dann sind die alle total beschäftigt! Zum Glück war Netflix für mich da. Und meine Freundin aus Leipzig hatte auch Zeit zu telefonieren.

(Diesen Artikel durfte ich für das Unerzogen-Magazin schreiben. Weitere Infos zum Magazin und zur aktuellen Ausgabe hier.)

Wenn Frauen Mütter werden, bringen die Kinder in vielen von ihnen das Beste zum Vorschein. Viele Mütter machen sich auf die Reise, um alte Werte hinter sich zu lassen.  Allerdings können sie auch zu „Löwen-Mamas“ werden, wenn andere Menschen abweichende Vorstellungen haben. Ist dieser „Andere“ der Vater der Kinder beginnt in vielen Familien ein Kampf um „Richtig“ und „Falsch“. Es gibt keine Gewinner, wenn die Annahme es „aber besser zu machen“ nicht losgelassen wird.

Als ich vor neun Jahren mit meinem Sohn schwanger wurde, war klar, dass ich ihn allein würde großziehen müssen. Von meiner Umgebung wurde ich für diesen Umstand oft bemitleidet. Ich selbst habe das in den seltensten Fällen nachvollziehen können. Zumindest habe ich mir nicht mehr oder weniger einen Partner gewünscht als zu dem Zeitpunkt, bevor ich Mutter wurde. Meine Sehnsucht nach einer Beziehung war völlig losgelöst von meiner Mutterschaft, die ich bis heute genieße.

Oft hatte ich gar das Gefühl, dass es mir „besser“ ging als vielen Paaren. Ehrlicherweise war ein Faktor dafür folgender: Ich musste meine Elternschaft nicht teilen. Konnte alles so machen, wie ich es für richtig hielt. Das begann beim ausgefallenen Vornamen meines Sohnes und ging dann mit meiner Auseinandersetzung mit Erziehungsfreiheit weiter. Ich konnte die Gedanken zum Aufwachsen in Freiheit und bedingungsloser Annahme aufnehmen, mit ihnen jonglieren und langsam begreifen: “Ups, da geht es gar nicht nur um mein Kind. Da geht es ja um alle Menschen!”

Als ich letzte Woche darüber schrieb, wie ich zum Thema Medien stehe, erhielt ich viele positive, einige nachdenkliche und nur wenige kritische Rückmeldungen. Viele Eltern befassen sich mit dem Thema – die meisten vermutlich wie ich zwangsweise, weil das mit der Regulation der Kinder nicht so einfach ist, wie man sich das mal vorgestellt hat, bevor man Kinder hatte.
Wie ja so ziemlich alles.
Viele suchen nach ihrem Weg… auf einige passt der Begriff „ringen“ vielleicht sogar besser. Und eine Mutter bat mich, doch einmal zu schreiben, wie ich das „geschafft“ hätte, meinem Kind so zu vertrauen.

Ja, und da kaue ich jetzt seit dem drauf herum.

 

HABE ich es geschafft? Habe ICH es geschafft? Habe ich es GESCHAFFT?

In meinem letzten Artikel über die Abgrenzung von den eigenen Eltern habe ich beschrieben, wie das eigene verletzte Kind immer mit diskutiert und gleichermaßen die Verantwortung (NICHT Schuld oder Versagen!) für unversöhnliche Auseinandersetzungen trägt. Wir können unsere Eltern nicht ändern (auch wenn es das für uns so viel einfacher und angenehmer im besten aller Sinne machen würde), aber wir können Verantwortung für unsere Haltung unseren Eltern gegenüber übernehmen und eine erwachsene Position einnehmen.

Stellen wir uns einmal folgende Situation vor:

Eine Mutter ist bei ihren Eltern zu Besuch. Das Baby auf ihrem Arm lässt sich aufgrund der ungewohnten Umgebung nicht in den Schlaf tragen oder stillen. Die Eltern (oder ein Elternteil) schauen sich das eine Zeit lang an und schlagen dann vor, dass die Mutter das Kind ins Gästebett legen soll und sich ausweinen lassen solle. Vielleicht kommt auch noch ein Hinweis, dass sie das Baby sowieso „total verwöhnen“.

Wenn das verletzte innere Kind der Mutter nun mit einsteigt, dann wird eine harte Abwehrreaktion erfolgen. Etwas wie: „Das ist ja unmenschlich! Habt ihr bei mir nicht genügend angerichtet? Es hat schlimme seelische Folgen ein Kind in Not alleine zu lassen! Haltet euch da raus! Mit euren veralteten, grausamen Erziehungsmethoden möchte ich nichts zu tun haben!“

Damit macht man in wenigen Sätzen klar:

 

“So, wie ihr es gemacht habt, war es falsch.”

Und: Ihr habt hier nichts zu kamellen. Euer Rat ist nicht erwünscht.

Für alle, die auch als Erwachsene noch mit ihren Eltern kämpfen
und das Gefühl haben, sich aus der Rolle des Kindes nicht befreien zu können

Viele Menschen können die Gefühle ihrer Eltern nicht betrachten, ohne sie mit ihrem eigenen Handeln in Verbindung zu bringen. Aus ihrer Kindheit sind sie es gewohnt, für die Gefühle der Eltern zur Verantwortung gezogen zu werden („Mama ist traurig, wenn du das machst.“ „Ihr treibt mich in den Wahnsinn!“) .

Ich erlebe Mütter in den Beratungen, die von Verletzungen und ständigen Diskussionen berichten. Der bloße Versuch sich in die Gefühlswelt der Eltern hineinzuversetzen, führt zu Schuldgefühlen oder dazu, dass sich diese Menschen wie ein „schlechtes Kind“ fühlen. Alleine der Versuch die Situation wertfrei von allen Seiten zu beleuchten scheitert, da häufig durch diesen Vorschlag das Gefühl entsteht, ich würde mich auf die Seite der Eltern stellen und erwarten, dass nun die Mutter, die mir gegenüber sitzt, „nachgeben“.

Zumindest in Attachment Parenting-Kreisen ist “bedingungslos lieben” ein oft gehörter Begriff. Viele Eltern möchten ihre Kinder gerne bedingungslos lieben.
Aber – ist das eigentlich möglich? Und heißt das, dass wir alles an unseren Kindern mögen müssen? Was macht “Bedingungslosigkeit” aus? Und was eigentlich “Liebe”?15209068_1716432925340559_1433075389_n

Dazu gibt es heute einen Gastbeitrag von der wundervollen Denise Kock.
Sie hat die Gabe, Dinge sehr präzise in Worte zu fassen.
Bisher sträubt sie sich aber einen eigenen Blog zu schreiben und ich profitiere da heute von. 🙂

Ich habe wirklich einige Bücher darüber gelesen, warum die (groß-) elterliche Sorge davor, das Kinder verwöhnt werden, Quatsch ist. Mich damit beschäftigt, woher dieser Gedanke kommt. Welchem Zeitgeist und welchem Menschenbild er entspricht.

Ich dachte, ich hätte dieses Phänomen von allen Seiten beleuchtet.

Aber nie hätte ich gedacht, dass mich eine einzige Frage emotional fast an den Abgrund bringen kann.

 

oder  Wann komme endlich mal wieder Ich?

Hauptsächlich verantwortliches Elternteil von einem Kleinkind zu sein ist anstrengend.
Mütter von kleinen Kindern berichten immer wieder davon, dass diese ihnen Tag und Nacht am Körper kleben und keine andere Bezugsperson akzeptieren. Die Mütter sehnen sich nach einer kurzen Zeit nur für sich allein. Einer halben Stunde ungestört in der Badewanne z.B. oder mal ein ganzes Kapitel völlig versunken in einem Buch zu lesen. Sogar kochen ohne Unterbrechungen mit lauter Musik in der Küche kann eine absolute Erholung sein.

Und dann kommen diese erschöpften und verzweifelten Mütter und fragen: „Ab wann kann ich von meinem Kind verlangen, mal eine halbe Stunde bei seinem Papa zu bleiben?“ Oder bei der Oma oder einer anderen Bezugsperson.

Puh, ich bin ja froh, dass ihr meine Beiträge auch noch gerne lest, wenn ich soooo kurz davor bin, einfach mit dem Kopf auf die Tastatur zu fallen und etwas wie aölkfjaödlkjaölfg kjsölkgj zu schreiben. Aber das hätte ja auch wieder nur zu Folgeproblemen geführt. Welches Bild nähme man denn für einen derartigen Text?? ;-p

Heute war der letzte Tag der Grundausbildung. Am Freitag geht es mit dem Aufbaukurs weiter.

Am Vormittag ging es um das Thema „Betreuung“.

Wie -gefühlt- jeder Zweite in den Elterngruppen haben mein Sohn und ich hier auch eine schwierige Geschichte und alleine das Reden darüber berührt meinen Schmerz und mein immer noch vorhandenes schlechtes Gewissen, wie es damals gelaufen ist. Mein Sohn ging dort einfach niemals gern hin und es war Morgen für Morgen sehr schwer für uns beide.


Wie entwickeln Kleinkinder Vertrauen zu neuen Menschen?

So, ich bin ganz stolz auf mich:

Ich habe es gerade geschafft, selbständig den iFrame zur Kursanmeldung in meine Homepage einzubinden.
Und weil ich das jetzt so schön kann, möchte ich das direkt nochmal machen. 🙂

Nein, im Ernst:
Ich bin froh und dankbar, dass die Verwaltung des St.Vinzenz-Hospitals in Köln-Nippes das Kurskonzept “KinderBesserVerstehen” nach Katia Saalfrank als Bereicherung für ihre Elternschule empfindet und dass ich von nun an diesen Kurs dort anbieten darf!


Am Freitag, den 28.10.2016 geht es los!!!

Die Elternschule hat bereits ein sehr breites Programm für werdende und frischgebackene Eltern, aber kein Programm für Eltern von Kleinkindern.
Genau das hat mich damals dazu bewogen hat, die Ausbildung zur KBV-Kursleiterin zu beginnen: Es gibt ganz viele unterschiedliche und zum Teil großartige Kurse für Eltern von Babys, aber fast gar keine vergleichbaren Angebote für die doch sehr turbulente Kleinkindzeit.