Es ist noch gar nicht so lange her, als man das Weinen des Säuglings wahlweise entweder als Versuch, die Erwachsenen zu tyrannisieren interpretiert hat oder als angeborenes Verhalten, das wichtig sei, um die Lungen zu stärken. Ansonsten sei es aber einfach reflexhaftes Verhalten und hätte keinerlei ernstzunehmende Aussage. Deswegen wurden Eltern ermahnt, sich ihrem Säugling nicht zu viel zuzuwenden. Erst recht nicht dann, wenn er weint, damit er nicht lernt, dass er damit seine Eltern „nach seiner Pfeife tanzen“ zu lassen. Und deshalb wurden Neu- und Frühgeborene auch noch im Jahre 1987 teilweise ohne Narkose operiert, weil ihnen lange Zeit kein Schmerzempfinden geschweige denn ein Schmerzgedächtnis zugetraut wurde.

Heute ist das zum Glück anders. Der Säugling wird von den meisten Eltern von Anfang an als eigenständige Persönlichkeit ernst genommen. Hebammen und Krankenschwestern leiten die Eltern an, die frühen Hungerzeichen ihres Babys zu verstehen und darauf zu reagieren. Die meisten Eltern reagieren auf das Weinen ihres Babys: sie nehmen es auf den Arm und versuchen es zu beruhigen.

Irgendwie hat sich in den letzten Jahren aber manches verschoben. Es begann damit, dass man annahm, dass Babys umso weniger weinen, umso mehr es einfühlsam begleitet wird.

Es ist natürlich richtig, dass einem Baby viele Tränen erspart werden kann, wenn achtsam mit ihm umgegangen wird; es gerade an seinem Lebensanfang nicht mit Reizen überfordert wird.
Ein Säugling, der Sehnsucht nach Körperkontakt hat, kann auf den Arm genommen werden.
Ein Säugling der Hunger hat kann gestillt werden.
Beim „Attachment Parenting“ wird ja genau das versucht: Dem Säugling so viel Nähe zu geben, dass er sich wohl fühlt.

Aber das heißt andersherum mitnichten, dass ein Baby nicht weinen würde, wenn man nur ja alles „richtig“ machen würde!

 

Babys weinen, auch wenn man alles „richtig“ macht!

Was stimmt ist, dass das Phänomen der „Schreibabys“ bei vielen ursprünglichen Völkern wie beispielsweise den Kung San! nicht bekannt ist. Zum einen weil Weinen als Kommunikation gilt und nicht als etwas, das beendet werden muss, zum anderen, weil diese Kinder tatsächlich weniger weinen. Was ist dort anders?

Kurz gesagt: Die Babys werden eigentlich den ganzen Tag nackt am Körper der Mutter getragen und mehrmals pro Stunde für einige Minuten gestillt. Ebenfalls werden sie immer wieder auch von den anderen Frauen betreut und teilweise auch gestillt (Allo-Mütter). Auch die Mütter sind also in ihrer vertrauten Gemeinschaft und werden dort unterstützt und bestärkt.

Mit Sicherheit kann es Sinn machen, so viel wie möglich davon zu adaptieren. Aber das ist nicht jeder Frau möglich, erst recht nicht, wenn es noch mehrere Geschwisterkinder gibt. Und es ist eben auch nicht immer ein Rezept mit Erfolgsgarantie, erst recht nicht, wenn es der Mutter sehr viel Druck macht.

Babys weinen. Vor allem im zweiten Lebensmonat besonders viel.

Und ihr seid keine schlechten Eltern, weil euer Baby weint.

Wenn ihr euer Baby während es weint liebevoll auf dem Arm haltet und seine Bedürfnisse befriedigt, sobald ihr sie erkennt, dann seid ihr gute Eltern.

 

Eltern möchten ihre Kinder vor Frustration schützen

Es ist eine Tatsache, die phasenweise schwer anzunehmen ist, dass Eltern ihre Kinder nicht vor Schmerzen und Frustration schützen können. Das Leben ist manchmal verwirrend, emotional und physisch anstrengend und immer wieder stehen Menschen vor großen Herausforderungen. Auch sehr kleine Menschen tun das schon. Sie vermissen vielleicht die Gebärmutter, sie leiden auch noch unter dem Geburtserlebnis, ihr Gehirn muss den ganzen Tag hart arbeiten um all die neuen Reize zu verarbeiten, es gibt körperliches Unwohlsein und Entwicklungsschübe, in denen die Welt plötzlich so anders gesehen wird, dass es auch beängstigend ist… Es gibt auch besonders autonome Kinder, die es quasi von Geburt an zu hassen scheinen, so abhängig zu sein und sich nicht begreiflich machen zu können. Sie möchten selbst machen, selbst bestimmen und werden merklich zufriedener, wenn sie motorische und sprachliche Kompetenzen erwerben und ihr Leben mehr und mehr selbst in die Hand nehmen können.

Frustration treibt Menschen an, Anstrengungen auf sich zu nehmen

Zudem ist Frustration evolutionär gesehen aber auch ein großer Motivator.

In ursprünglichen Nomadendasein der Menschen, lebte der Mensch ressourcenschonend. Im gewissen Sinne tun wir das immer noch. Manches Mal würden wir nicht mehr von der Couch aufstehen, wenn wir nicht Hunger verspüren würden und deshalb zum Kühlschrank gehen müssten. Oder noch schlimmer: Sogar noch das Haus verlassen und einkaufen gehen müssten!

Jeder kennt wohl den inneren Dialog mit sich, ob das Bedürfnis nun wirklich so dringend ist, dass man aufstehen muss.

Nachts auf Toilette gehen ist auch so ein Beispiel. Kann man nicht doch irgendwie mit voller Blase einschlafen?

Das Spüren davon, dass etwas nicht so ist, wie es sich gut anfühlt, ist also der Beginn dessen sich auf den Weg zu machen. Und je mehr man selbst auf das Geschehen Einfluss hat und aktiv mithelfen kann, desto mehr Energie und Tatendrang wird freigesetzt. Der Frust wird sozusagen in Aktion verwandelt.

Das kann man selbst bei Neugeborenen schon beobachten. Sie schreien auf dem Arm vor Hunger und sie schreien an der Brust, rudern mit ihren Ärmchen, stemmen sich augenscheinlich dagegen angelegt zu werden. Wenn man sie aber zwischen die Brüste der Mutter legt, wird der Frust in Tatendrang umgewandelt. Das Baby meckert zwar noch, aber dabei fängt es an das Köpfchen zu heben, den Mund zu öffnen und sich Richtung Brust zu bewegen. Das kräftezehrende Schreien hat meist ein Ende.

Die Tatsache, dass Frust ein Katalysator sein kann, heißt natürlich nicht, dass man Menschen absichtlich frustrierenden Ereignissen aussetzen sollte. Das Leben bietet hier schon genügend Gelegenheiten. Und am besten kann man sein Potenzial nutzen, wenn die auftretenden Gefühle von jemand anderem liebevoll begleitet werden, wenn man ermutigt wird und sich verstanden weiß.

 

Weinen ist wichtiger Bestandteil unseres Stress-Regulations-Systems

Weinen hat im Rahmen der Stressregulation eine essenzielle Funktion, die wir Erwachsenen in Folge unserer Sozialisierung viel zu selten nutzen und als schlecht bewerten.

Immer wenn der Körper zu viele Stresshormone anhäuft oder diese plötzlich entstehen, beginnt der Mensch zu weinen. Manchmal reflexartig, ohne etwas dagegen tun zu können. Es ist als ob in uns etwas überlaufen würde.

Über die Zusammensetzung von Tränen herrscht leider bis heute keine wirkliche Klarheit. Jedoch weiß man, dass diese sich unterscheidet, je nach dem, ob man aus einem emotionalen Grund oder einem körperlichen Grund weint (Sand in Auge, Zwiebel schneiden etc.). Ebenfalls gilt als sicher, dass Tränen das Hormon Prolaktin enthalten und auch schmerzlindernde Botenstoffe ins Blut ausgeschüttet werden. Vielleicht kann man sagen, dass Weinen in Zeiten von Trauer, Überforderung, Stress und ähnlichem dabei hilft das chemische Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen. In Japan werden dafür mittlerweile an vielen Orten „Wein-Seminare“ angeboten, teilweise auch vom Arbeitgeber organisiert, da diese sich durch die entspannende Wirkung der Tränen eine bessere Arbeitsleistung erhoffen.

Ein Baby hat in den ersten Wochen nach der Geburt und auch noch später wirklich genügend Gründe zum Weinen. Nach 9 Monaten verändert sich plötzlich auf dramatische und unumkehrbare Weise sein ganzes Leben. Nichts ist mehr, wie es war. Alles fühlt sich anders an, hört sich anders an, ist fremd und wahrhaft reizVOLL und diese Reize erfolgen nach nicht zu verstehenden Regeln. Es fängt beim Körpergefühl und dem Verlust der sicherheitsgebenden Enge an und hört bei direkten lauten Geräuschen und grellen Lichtern auf. Im Bauch gab es auch viele Geräusche – tatsächlich ist es dort 70-80 Dezibel laut – aber diese sind kontinuierlich rauschend und rhythmisch.

Es gibt Theorien, das die Veränderung, die ein jeder Mensch nach der Geburt erfährt, ähnlich traumatisch sind, wie Kriegserfahrungen wie der Verlust des Zuhauses, Flucht und ähnliches. Es ist das erste Vertreiben aus dem Paradies. Nicht, weil ihr etwas falsch macht, sondern weil das Leben im Bauch eben so anders war. Vertraut und sicher, weil es das einzige war, was euer Baby bisher kannte.

Und je nach Persönlichkeit wird mit dieser Situation ganz unterschiedlich umgegangen. Manche Babys sind sehr annehmend, manche Babys klammern sich an das Neue und versuchen hier schnell eine Sicherheit zu gewinnen und manche Babys stemmen sich dagegen. Weinen tun alle Babys und gerade in den frühen Abendstunden ist die Häufung bekannt und wird häufig fälschlicherweise als „Drei-Monats-Koliken“ bezeichnet.

Ich allerdings glaube, dass es „Entlastungsweinen“ in unterschiedlicher Ausprägung ist.

Es ist vorbei, wenn es vorbei ist. Und beginnt am nächsten Tag wieder von vorne.

Natürlich klärt man als besorgte Eltern ab, ob es körperliche Ursachen für häufiges Schreien gibt. Aber die gibt es eben meist nicht. Und irgendwie müssen Eltern und Kinder diese Zeit überstehen. Und das ja auch über die erste Babyzeit hinaus, denn es auch danach werden immer Stunden des Weinens folgen, in denen man als Eltern nur begleiten und wenig „tun“ kann.

Und da finde ich das Wissen um das stressregulierende Weinen einfach sehr erleichternd.

Was Euch und Eurem Kind hilft:

Hört auf gegen das Weinen anzukämpfen

Seid bei eurem weinenden Baby und nehmt an, dass es gerade so ist. Streicht die unterbewusst gesprochenen Sätze wie „Alles ist gut.“ „Ich bin doch da.“ „Du brauchst nicht zu weinen.“

Kennt ihr Menschen, die euch, wenn ihr traurig seid immer ablenken wollen? Oder euch einreden wollen, dass es doch gar nicht so schlimm sei? Oder das das Problem mit dieser oder jener Lösung sofort zu beheben sei? So ein bisschen davon haben wir manchmal als Eltern auch. Ich glaube, das Babys sehr wohl die Energie der Eltern merken, ob sie das Weinen ablehnen und für schlecht halten oder ob sie es annehmen und das Kind ermutigen alles herauszulassen, was es beschäftigt.

Ich habe meinem Sohn damals immer das „Schlaflied“ von den Prinzen vorgesungen, wieder und wieder. Kennt ihr den Text? Hier ist er in Auszügen:

„Mach die Augen zu, schlaf ein.
Du musst nicht traurig sein.
Du weißt doch, ich bin immer für dich da.

Zieh nicht so‘n Gesicht.
Bitte wein‘ jetzt nicht.
Komm, ich deck dich nochmal zu.

Weißt du, wie schön das ist, wenn du fröhlich bist.
Niemand lacht wie du.
Doch heute hast du‘s schwer.
Bitte wein‘ nicht mehr
und mach die Augen zu.“

Das erfüllt mich heute mit Trauer. Nicht mit Reue, aber ich wünschte ich hätte das alles auch damals schon gewusst und ihn auch in seiner Trauer mehr annehmen können und ihm nicht das Gefühl zu geben, dass er fröhlich sein muss, damit ich mich gut fühle.

 

Seid der Fels in der Brandung für euer Baby

Wenn wir selbst an Zeiten denken, in denen bei uns alles durcheinander ist und wie vielleicht trauern, krank sind oder Sorgen haben, welche Reaktion von unseren Partner und unseren Freunden hilft uns da am meisten? Kennt ihr das auch, dass es Leute gibt, denen ihr von bestimmten Dingen eher nicht erzählt, weil die immer so betroffen sind und sich so stark aufregen? Gerade in erwachsenen Eltern-Kind-Beziehungen gibt es das ja immer wieder. Man erzählt bestimmte Dinge den Eltern nicht, weil sie dann mit 1000 Tipps kommen oder die Konflikte der „Kinder“ zu ihren machen. Manchmal hat man auch als erwachsenes Kind noch das Gefühl, dass die Eltern es einfach nicht ertragen können, wenn die Kinder anstatt glücklich zu sein Phasen der Orientierungslosigkeit oder sogar der Verzweiflung haben. Zu starke Sorge kann also Beziehung und wirklichen Austausch auch verhindern.

Auch Kinder und selbst schon Babys halten ihre Gefühle zurück oder drücken sie in diffusem Schreien aus, weil sie das Gefühl haben, diese ihren Eltern nicht zumuten zu können. Oder dass diese von ihren Eltern nicht erwünscht sind. Die Erfahrung, dass die inneren Gefühlszustände eines Babys oder Kindes seine Eltern überfordern macht das Kind in seiner Trauer, seiner Wut oder seinem Unwohlsein natürlich sehr einsam.

 

„Ich gehe mit dir da durch, egal wie lange es dauert.“

Jedem von uns tut es in sensiblen Phasen gut, wenn wir Menschen um uns haben, die uns „aushalten“, wenn wir traurig, unausgeglichen oder wütend sind. Die uns zuhören. Die für uns da sind ohne uns unseren eigenen Raum zu nehmen oder zu erwarten, dass jede Interaktion sofort etwas verbessern oder verändern müsste. Eine verlässliche Botschaft, die lautet: „Ich geh mit dir da durch, egal, wie lange es dauert“ kann extrem entlastend sein.

Noch mehr für einen Säugling, der seine Gefühle noch nicht selbst verstehen, erklären oder in irgendeiner Form regulieren kann. Säuglinge sind auf die Co-Regulation seitens der Eltern angewiesen.

 

Unterhaltet euch mit eurem Kind darüber, was gerade so blöd ist

Eines der mächtigsten Werkzeuge ist in meiner Erfahrung der Dialog dem weinenden Baby. Auch schon direkt nach der Geburt. Ich „setze“ mir kleine Babys immer auf meine Brust, halte ihren Kopf und ihre Schultern (Halt, Begrenzung) und beginne mich mit ihnen zu unterhalten, wenn sie weinen. Ich suche ihren Blickkontakt und ermutige ihnen, mir zu erzählen, was sie gerade beschäftigt.

Meiner Erfahrung nach ändert sich dadurch die Energie, die Art des Weinens. Oft wird das Weinen erzählender und es kann eine wirkliche „Unterhaltung“ stattfinden.

(Dass es zudem, gerade wenn man sich dabei noch bewegt, eine perfekte „Pups-Haltung“ ist, ist auch noch ein positiver Nebeneffekt – eine Patientin hat diese Haltung mal den „Schwester-Natascha-Verdauungssitz“ getauft.)

Natürlich kann eine Unterhaltung auch im Tragetuch stattfinden. Oder das Baby liegt auf den angewinkelten Beinen des Erwachsenen. Wichtig ist der Gesichtsabstand von etwa 20-25 Zentimetern. Und natürlich wirklich eine Verbindung mit dem Baby einzugehen. Sich seinem Tempo anpassen. Ihm zuhören. Ihm ins Gesicht schauen, um zu überprüfen, ob es sich wohlfühlt. Pausen lassen. Eben alles, was auch unter Erwachsenen zu einem guten Gespräch dazu gehört.

 

Elefantengang & Co – werdet kreativ und findet, was euch erdet

Beim Begleiten von weinenden Babys ist das größte Geschenk, das ihr euren Kinder machen könnt (aber auch die Kür), dass ihr lernt, bei Euch zu bleiben.

Was hilft euch selbst nicht in einen emotionalen Ausnahmezustand zu geraten? Das können Mantras sein, Gesang, der stark rhythmische „Elefantengang“ mit dem Baby im Tragetuch, das rhythmische Tätscheln des Baby-Pos (manche Babys mögen das – es gilt allerdings das „richtige“ Tempo herauszufinden), man kann sich auch mit seiner eigenen Lieblingsmusik beruhigen (in einer befreundeten Familie half Baby und Kind interessanterweise Metalmusik) oder angenehmen Gerüchen. Eine gemeinsame Badewanne, wenn man so viel Nähe in Passivität mit einem weinenden Kind aushält und das Baby grundsätzlich baden mag. Abgesehen davon euer Baby alleine weinen zu lassen, gibt es kein Richtig oder Falsch.
Ich glaube daran, dass wenn etwas hilft, dass sich die Eltern „erden“ und beruhigen können, hilft es auch den Babys, denn diese orientieren sich eben auch an der Gefühlslage der Eltern ob alles in Ordnung ist (Stichwort Co-Regulation).

 

Wechselt euch ab und holt euch Unterstützung

Um das auch nur ansatzweise gewährleisten zu können, braucht man Unterstützung und Pausen. Sei es auch nur eine heiße Dusche, ganz für sich allein. Schaut, ob ihr Partner, Freunde, Verwandte, Nachbarn dazu bewegen könnt, eine halbe Stunde mit eurem Baby spazieren zu gehen, während ihr zum Friseur, zur Thai-Massage geht oder ein paar Bahnen schwimmt. Viele Babys lieben es in Gruppen zu sein, wo gesungen wird und das müssen nicht spezielle Babygruppen sein, das können auch andere Gesanggruppen oder Chöre sein. In den ersten Monaten kann man die Babys in Tragehilfen problemlos mitnehmen. Auch kleinere Musikkonzerte, Spaziergänge mit Gruppen können eine gute Sache sein. Mir hat damals am meisten meine ehrenamtliche Arbeit mit Jugendlichen und Senioren geholfen. Hier entwickelte sich schnell eine Win-Win-Situation. Ich kam aus der Isolation als junge, alleinerziehende Mutter heraus, führte interessante Gespräche und mein Kind wurde geliebt, gekuschelt und getragen.

In 250 Städten in Deutschland gibt es auch organisierte ehrenamtliche Hilfe der Organisation Wellcome. Diese ist vor allem für frische Eltern in besonderen Situationen gedacht, insbesondere für Alleinerziehende, Mehrlingsmütter oder sehr kleinen Geschwisterkindern oder andere Familien mit besonderen Belastungen. Ein- oder zweimal in der Woche kommt jemand vorbei, hilft die Kinder zu betreuen und den Müttern Freiräume zu schaffen. Außerdem gibt es Mütterpflegerinnen, die im Gegensatz zu den Wellcome-Engeln auch im Haushalt entlasten können.

 

Bezieht eure direkten Nachbarn mit ein

Da viele Eltern sich sowieso Sorgen machen, was wohl die Nachbarn von einem denken, wenn das Baby so lange schreit, könnte man auf diese ebenso gut proaktiv zugehen. Ihnen von der aktuell schwierigen Situation erzählen und ihnen sagen, dass man sich freuen würde, wenn sie einfach vorbei kommen und Hilfe anbieten, wenn sie das Baby weinen hören.

Auch Internet-Foren können ein großer Kraftquell sein. Und irgendeiner ist immer wach, egal, wann man schreibt. Ob über Facebook oder Austausch-Foren für Eltern wie www.stillen-und-tragen.de oder www.rabeneltern.org. Für Eltern von Schreikindern gibt es auch spezielle Seiten mit mehr Informationen und Möglichkeiten zum Austausch, beispielsweise www.trostreich.de oder http://schreibabyhilfe.xobor.de/.

Neben dem Vernetzen kann es auch sinnvoll sein über die Geburt, die Anpassungsschwierigkeiten an das neue Dasein als Eltern und als Paar zu sprechen. Gerade wenn das Weinen des Babys zu einer massiveren Verunsicherung oder sogar Depression über die neue Rolle als Elternteil führt und man Schwierigkeiten hat, sich über sein Baby zu freuen. Anbieter in eurer Nähe und viele Informationen findet ihr über die Seite www.schatten-und-licht.de.

 

Wenn die Frequenz in eurem Ohr gar nicht mehr geht: Gehörschutz

Das klingt vielleicht aufs erste Lesen lieblos, aber so ist es wirklich nicht gemeint. Wenn es einem Elternteil dabei hilft, sein Kind weiterhin liebevoll und geduldig zu tragen, dann kann das eine gute temporäre Maßnahme sein. Denn das ein hoher Lärmpegel schon rein körperlich eine Stressbelastung darstellt, ist ja hinreichend bekannt. Und gerade die Frequenzen, in denen Babys schreien, wenn sie außer sich sind, bringen zusätzlich noch unser Alarmsystem in Gang. Manchmal braucht man einfach nur noch Ruhe. Und bevor man ein Baby alleine zurücklässt oder man Gefahr läuft ihm etwas anzutun, ist ein Gehörschutz allemal die bessere Lösung.

Auch ansonsten eher nutzlose Gegenstände, wie motorisierte Wippen mit Vibrationsfunktion oder automatisch schwingenden Federwiegen sind meiner Meinung nach eine Anschaffung wert. Unter Umständen kann das die zehn Minuten überbrücken, in denen man duschen oder sich ein Müsli machen kann und ist somit ein direkter Zugewinn für das elterliche Wohlbefinden.

Fazit:

Ich wünsche allen Eltern, dass sie eine gesunde Balance finden auf ihrem Weg, ihr Baby möglichst so gut kennenzulernen, dass es ihm gut geht und es wenig „Grund zum Weinen“ bekommt und auf der anderen Seite wieder zu erlernen, dass Weinen ein Zeichen gelungener Kommunikation ist und es wichtig für uns Menschen ist, um mit emotional herausfordernden Situationen gut klarzukommen. Und auch darin, liebevoll anzunehmen, dass einem weder das eine noch das andere zu hundert Prozent gelingen wird.

 

Videoanleitungen zum Pucken, gute Tragepositionen, achtsames Aufheben, Abheben und Wickeln und noch viel mehr habe ich hier für Euch gedreht.

 

Links und Literatur:

https://www.welt.de/wissenschaft/article855081/Schreibabys-sind-typisch-deutsch.html
https://www.urbia.de/magazin/baby/gesundheit-und-entwicklung/mythos-dreimonatskoliken
Aletha Solter: Warum Babys weinen (Kösel Verlag)
Joachim Bensel: Wie Sie Ihr Schreibaby verstehen und beruhigen (Verlag Oberste Brink)
Nora Imlau/Herbert Renz-Polster: Schlaf gut, Baby (GU-Verlag)
Nora Imlau: Das Geheimnis zufriedener Babys (GU-Verlag)

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    Natascha Makoschey (Baujahr 1983) hat einen 9-jährigen Sohn und arbeitet als Kinderkrankenschwester in der Geburtshilfe. Wenn sie nicht gerade Bücher liest, zwangsweise Uno spielt oder darüber nachdenken muss, welchen Pokémon sie am liebsten mag, dann quatscht, strickt oder singt sie.

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