Selbstwirksamkeit

Dank an Sharon McCutcheon und Pexels

Kennt ihr den Begriff „Erlernte Hilflosigkeit“?

Dieser wird verwendet, wenn ein Mensch den Glauben an seine Fähigkeit und auch sein Recht zur Gestaltung seines Lebens – oder Teilen davon – verloren hat. Obwohl ihm theoretisch wie jedem anderen Menschen auch viele Möglichkeiten offen stehen, sein Leben zu verändern und damit hoffentlich zu verbessern, kann er sie nicht ergreifen. Und ich rede wirklich von „Können“.

In Experimenten wurden der Boden eines Versuchskäfigs mit Hunden unter Strom gesetzt. Ein Teil der Hunde hatte die Möglichkeit sich über eine kleine Hürde in einen Bereich des Käfigs zu retten, in dem der Boden nicht unter Stromspannung stand. Dem anderen Teil der Hunde stand diese Möglichkeit nicht zur Verfügung. Sie waren gezwungen in dieser misslichen Situation auszuharren und sich mit dieser zu arrangieren.

Setzte man sie später in denjenigen Käfig, in dem es möglich war den Spannungsbereich durch einen Sprung über die Hürde zu verlassen, taten sie dies dennoch nicht. Sie versuchten genau GAR NICHTS um der Situation zu entkommen, sondern hatten bereits verinnerlicht, dass diese ausweglos war und sie einfach nur warten konnten, bis die peinigenden Stromstöße ein Ende nahmen. Sie blieben völlig passiv.

Genauso ist es mit domestizierten Tieren, die die Zügel als mächtiges und kontrollierendes Werkzeug erfahren haben. Selbst wenn sie nur an einem mickrigen Stuhl angeleint sind oder einem dünnen morschen Zaunpfahl, bleiben sie brav und angepasst stehen, obwohl es ihnen ein leichtes wäre sich loszureißen.

 

Immer schön in der Scheiße liegen bleiben, die man schon kennt

Entwicklungsschritte verstehen um emotionale Verletzungen zu vermeiden

Teil 1 – Sicherheit und Willkommensein

Aufgrund meiner eigenen Lebensgeschichte beschäftige ich mich immer wieder mit den Folgen meiner Entwicklungstraumata, die ich auch heute immer wieder schmerzend und begrenzend spüre – ob in engen Bindungen, bei starken Stress oder in Konflikten.

Im Gegensatz zu einem Schocktrauma, das ein einmaliges schreckliches Ereignis meint, welches unser Leben völlig umwirft, ist ein Entwicklungstrauma ein sich ständig wiederholendes Reaktionsmuster auf kindliches Verhalten. Wenn Eltern beispielsweise mit dem Weinen ihres Kindes nicht umgehen können und sich über es lustig machen. Wenn sie ein Kind mit seinen starken Gefühlen alleine lassen oder es sogar noch bestrafen (– wobei Ignorieren bereits eine Strafe IST). Wenn sie kindliche Ängste verniedlichen und nicht ernst nehmen. Wenn sie Autonomiebestrebungen unterdrücken. Wenn Kinder angeschrien oder gar geschlagen werden… Die Liste ist unendlich.

Einmal passiert und hinterher besprochen verursacht hierbei keinen großen Schaden, aber ständig wiederholende Interaktionen beeinflussen das Selbstbild eines Kindes nachhaltig. Vor allem die ersten drei Jahre sind hier ausschlaggebend, denn hier wird quasi das Fundament für den Selbstwert und die Wahrnehmung der Umgebung gelegt.

Wiederholte Verletzungen verändern das Selbstbild (und das Weltbild)

Ist die Welt ein freundlicher Ort, in dem ich willkommen bin? Oder ist sie bedrohlich und ich muss selbst um elementarste Dinge kämpfen? Erhalte ich das Gefühl richtig zu sein wie ich bin oder fühle ich mich ständig falsch und unerwünscht?

All das sind Fragen, die für kleine Kinder elementar sind und ihre ganze Weltsicht prägt. In der Psychologie wird das „Priming“ genannt. Wie eine gefärbte Brille, die wir in dieser Zeit aufgesetzt bekommen und die beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen. Ist sie sonnengelb oder pechschwarz?