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Weiter geht es mit dem dritten Teil der Serie “Wie Kinder emotional gesund groß werden”. Die fünf Punkte, die ich behandele, stammen allesamt aus dem absolut empfehlenswerten Buch von Dami Charf “Auch alte Wunden können heilen” .

Wenn ein Baby lernt sich fortzubewegen vergrößert sich sein Blickfeld und seine Perspektive immens. Ein Kind ist neugierig und möchte die Umgebung erforschen, die Spielregeln der Welt – erst physikalisch, dann sozial – kennenlernen. Es braucht Hilfe zur Selbsthilfe, um Ziele, die es sich selbst setzt, immer eigenständiger erreichen zu können.
Es lernt Gefühle zu benennen und auch Aktivitäten zu benennen, ohne diese sofort auszuführen. Es lernt Wörter mit Objekten zu verbinden. Es lernt seine Körperausscheidungen zu kontrollieren. Es lernt das Ursache-Wirkungs-Prinzip kennen. Und es lernt seine eigenen Gefühle kennen und dass die Gefühle anderer Menschen sich von seinen unterscheiden können.
Diese Phase dauert bis ins vierte Lebensjahr und überschneidet sich mit anderen Lernaufgaben.

Ab dem Zeitpunkt, an dem ein Kind zu krabbeln beginnt, verändert sich die Kommunikation der Bezugsperson. Ein Kind hört nun plötzlich sehr oft das Wort „Nein“. Es wird nun nicht mehr primär als „süß“ wahrgenommen, sondern immer mehr als eigenständiges Wesen, das allerdings immer noch auf sehr viel Hilfe und Unterstützung angewiesen ist. Die Sättigung dieser beiden konträren Pole verlangt den Eltern sehr viel Feingefühl und Reflexionsvermögen ab.

Wenn man Eltern wird, und zum ersten Mal sein Baby im Arm hält, fühlen sich viele Menschen plötzlich sehr verunsichert. Viele Menschen haben zwar schon mal andere Babys im Arm gehalten, aber eben nur kurz oder erst, wenn sie deutlich älter waren. Und tatsächlich gibt es auch immer häufiger Eltern, wo einer oder beide Teile erzählen, dass sie eigentlich in ihrem bisherigen Leben gar nichts mit Babys zu tun hatten. Das ist die eine Zielgruppe meines Beitrags.

Mich beschäftigt aber nicht nur, wie man Neugeborene IRGENDWIE hochheben, tragen oder wickeln kann.
Wer viel mit frisch geborenen Kindern zu tun hat, weiß, dass diese meist höchst irritabel sind. Sie liegen zufrieden auf Mamas Brust im Hautkontakt, aber eine kleine Berührung von außen bringt sie aus dem emotionalen Gleichgewicht, erschreckt sie. Noch schlimmer wird es, wenn man sie in einer Weise aufnimmt oder ablegt, die den sogenannten Moro-Reflex auslöst. Das ist ein Anklammerungs-Reflex – ein Schutzreflex, der immer auch mit einem Adrenalinstoß einhergeht. Mir ist es also wichtig, ein Baby in einer Art und Weise zu berühren, die es nachvollziehen kann und die keine Schutz-Reflexe auslöst. Zudem ist es mir wichtig, dass das Aufheben, Ablegen und auch das Herumgetragen werden angenehm für ein Baby ist.
Menschen, die hier auch gerne dazu lernen möchten, sind die andere Zielgruppe meines Beitrages.

Die Eltern der kleinen Finja haben mir erlaubt mit ihrem Baby mehrere Videos zu drehen, um verschiedene Aspekte des Umgangs mit einem Neugeborenen zeigen zu können. Vielen Dank dafür!

Mein Baby-Handling birgt Elemente aus dem physiotherapeutischen Bobath-Konzept und dem Kinaestetics Infant Handling.

“Das Kind muss sich selbst Be-Greifen können” war ein geflügelter Satz der Praxisanleiterin Martina Schulte in meiner Ausbildung zur Kinderkrankenschwester an der Uni-Kinderklinik Bonn. Wenn sie die Frühgeborenen versorgt hat, war alles ganz behutsam, sanft und achtsam. Die Babys haben selten geweint und wenn wurden sie gehört und beachtet. Ihre Arbeit hat maßgeblich mein Interesse an achtsamer Pflege von Früh- und Neugeborenen beeinflusst.

Durch meine Arbeit als Kinderkrankenschwester und DAIS-Stillbegleiterin auf wechselnden Mutter-Kind-Stationen und die vielen Gespräche mit Kollegen und Müttern habe ich viele Einblicke über den aktuellen Status Quo in Geburtskliniken. Und ich kann es nicht anders sagen: Ich bin erschüttert.

Erschüttert darüber, wie viele Ammenmärchen immer noch an Mütter weitergegeben werden.
Wie oft der Aufbau einer guten Stillbeziehung untergraben wird, teils wissentlich und bewusst.
Darüber, dass sich in der heutigen Zeit Teams geburtshilflichen Stationen weigern können stillfreundliche Zufütterungsmethoden anzuwenden.

Auch mit dem Zertifikat „babyfreundlich“ geprüfte Krankenhäuser geben keine Garantie auf fachlich korrekte Informationen. Zwar ist das Bemühen groß und es wird tatsächlich nur aus medizinischen Gründen zugefüttert. Da aber oft das Wissen darüber, was normal ist und was nicht, und wie man es beispielsweise vermeiden kann, dass Neugeborene mehr als 10% ihres Geburtsgewichtes verlieren, oftmals nicht vorhanden ist, müssen doch mehr Babys zugefüttert werden als eigentlich notwendig wäre. Immerhin stillfreundlich.
Und nicht zu vergessen ist, dass auch bei allem Bemühen mütter- und babyfreundlich zu arbeiten, der häufig schlechte Personalschlüssel den Hebammen und Schwestern auf Station eine behutsame und zugewandte Stillbegleitung unmöglich oder zumindest sehr schwer macht.

Das Gefühl der Mutter jedoch irgendwie versagt zu haben und ihrem Kind nicht genug gegeben zu haben und ein daraus resultierendes Misstrauen gegenüber den eigenen Fähigkeiten das Kind zu versorgen, bleibt.
Dies wirkt sich dann wiederum nachteilig auf die weitere Stillbeziehung aus und löst manches Mal eine solch große Menge an Stress aus, dass dies auch die Milchproduktion oder die Fähigkeit gebildete Milch abzugeben beeinträchtigt (Stichwort Milchstau).

Deswegen richtet sich dieser Artikel an alle werdenden Mütter, die vorhaben in einem Krankenhaus zu entbinden und den Wunsch haben ihr Baby zu stillen und ebenfalls an alle Menschen, die Mütter und Neugeborene in ihren ersten Lebenstagen betreuen.

Vor 34 Jahren wurde ich im St. Vinzenz-Hospital in Köln-Nippes geboren. Heute arbeite ich selbst dort auf der Wöchnerinnenstation.

Vorgestern wurde den Mitarbeitern der Geburtsabteilung bekannt gegeben, dass diese bis zum Ende des Jahres schließen wird. Darüber gab es schon lange Gerüchte; spätestens seitdem im Oktober 2016 die Gynäkologie des St. Vinzenz-Hospitals und des Heilig-Geist-Krankenhauses in Köln-Longerich zur Frauenklinik Köln-Nord zusammengelegt wurden und einen gemeinsamen medizinischen Leiter bekamen. Nun ist es also soweit.

Dieser Beitrag könnte nun ein Rührstück werden mit persönlichen Erinnerungen; der Dramatik der Nippeser Hebammen und auch Ärzte, die laut Geschäftsleitung nicht übernommen werden können, da im Heilig-Geist-Krankenhaus aktuell gar keine Stellen zu vergeben sind und nicht zuletzt der unfairen, unwürdigen Art und Weise, wie es den Mitarbeitern mitgeteilt wurde.

In der heutigen Mitarbeiterversammlung der Hebammen, waren wir uns aber einig, dass das, was von uns nach außen dringen soll, unsere große Sorge für die qualitativ hochwertige Versorgung von Müttern ist und unser Ärger über die katastrophalen politischen Fehlentscheidungen bezüglich Frauen und ihr Recht selbstbestimmt zu gebären und gut betreut zu werden.

Für meine artgerecht-Prüfung habe ich mich im letzten Beitrag dem frühen Durchschlafen von Säuglingen gewidmet. Über diesen Artikel wurde in einigen Gruppen rege diskutiert und ich darf nun meine Kompetenzen ausweiten, mit Gegenwind umzugehen. 😉

Da ich mich ja themenmäßig an dem Buch „Warum französische Kinder keine Nervensägen sind“ entlang hangele und dieses Buch per se nicht bedürfnisorientiert ist, ist der Sprengstoff quasi schon im Paket mit inbegriffen. Und da meine Aufgabe nicht ist, einfach alles scheiße zu finden, was die Autorin Pamela Druckerman so von sich gibt, sondern mich damit AUSEINANDER zu setzen, werde ich das auch weiterhin tun.

Allerdings möchte ich noch einmal klarstellen, dass es sich hier um MEINE Gedanken handelt und nicht um allgemeingültige Wahrheiten. Denn die gibt es meiner Ansicht nach sowieso nicht.

 

Die Haltung ist entscheidend (und von außen oft nicht erkennbar)

Letzte Woche habe ich mich im Rahmen meiner artgerecht-Prüfung mit den einleitenden Kapiteln des Buches „Warum französische Kinder keine Nervensägen sind“ von Pamela Druckerman beschäftigt. Es ging hier um das Thema ‘Schwangerschaft und Geburt’.

Im folgenden Kapitel beobachtet Druckerman, dass französische Babys schon mit 2-3 Monaten durchzuschlafen scheinen und macht sich auf die Suche nach Antworten, woran das liegen könnte.

Sie hört die Behauptung, dass Mütter ihren Kindern erst beibringen nachts im 2-Stunden-Rhythmus gestillt zu werden. Mit seinem Kind nachts wach zu bleiben, wird nicht als „elterliches Engagement“ gewertet.

Zumindest in Attachment Parenting-Kreisen ist “bedingungslos lieben” ein oft gehörter Begriff. Viele Eltern möchten ihre Kinder gerne bedingungslos lieben.
Aber – ist das eigentlich möglich? Und heißt das, dass wir alles an unseren Kindern mögen müssen? Was macht “Bedingungslosigkeit” aus? Und was eigentlich “Liebe”?15209068_1716432925340559_1433075389_n

Dazu gibt es heute einen Gastbeitrag von der wundervollen Denise Kock.
Sie hat die Gabe, Dinge sehr präzise in Worte zu fassen.
Bisher sträubt sie sich aber einen eigenen Blog zu schreiben und ich profitiere da heute von. 🙂

Wenn ich „frech“ war, wurde ich auf mein Zimmer geschickt und durfte erst wieder rauskommen, wenn ich „wieder lieb“ war.

Meine Eltern durften uns anschreien, wir sollten aber nett und höflich mit ihnen reden. Hielten wir uns nicht daran, mussten wir uns entschuldigen. Sie hingegen entschuldigten sich nicht. Denn wir hatten sie durch unser Verhalten zu ihrer Reaktion gezwungen und waren somit verantwortlich.

Hatten wir etwas angestellt, bekamen wir etwas auf den Po.
„Popoklatsche mit Ananas“ war ein häufiges Schlagwort und auch die Drohung, dass „bald andere Saiten aufgezogen werden würden“. Da immer mal wieder ein Kochlöffel zerbrach, bekam meine Mutter irgendwann von einer Verwandten einen riesigen Großküchen-Kochlöffel, der bestimmt nicht kaputt gehen würde. Mit diesem wurde auch gerne gedroht. Er kam allerdings nie zum Einsatz. Dennoch hatten wir natürlich Angst vor ihm.