„Es gibt keine schwierigen Kinder“ steht auf dem Klappentext des Buches „Das überreizte Kind“ von Dr. Stuart Shanker. Und damit hatte er mich schon für sich gewonnen.

Als ganzes Zitat geht das dann so:
„Problematische Verhaltensweisen sind Ausdruck der Unfähigkeit eines Kindes, in diesem Augenblick auf alles, was um es herum vor sich geht – Geräusche, Lärm, Ablenkungen, unangenehme Empfindungen, Gefühle -, zu reagieren.“

Aber oft genug sehen Eltern, Erzieher und Lehrer nicht die VERHALTENSWEISEN der Kinder als problematisch an und suchen gemeinsam nach den Ursachen, um diese zu minimieren, sondern das ganze KIND wird als problematisch beschrieben. Oft immer und immer wieder. Und daraus formt sich natürlich ein negatives Selbstbild mit all seinen daraus resultierenden Problemen.

Shanker plädiert dafür, uns zu fragen, wie wir die natürliche Neigung unseres Kindes zu Fürsorge und Mitgefühl fördern können anstatt uns zu fragen, wie wir aus ihm einen anständigen Menschen machen können.

– Das neue Wunschkind-Buch

Ich habe

das neue Wunschkind-Buch
für einen bedürfnisorientierten Umgang mit Kindern von fünf bis zehn Jahren der beiden Autorinnen Danielle Graf und Katja Seide, bekannt durch ihren Blog „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ direkt nach Erscheinen gelesen.
(Falls Ihr das Buch oder etwas anderes über diesen Link bei Thalia kauft, erhalte ich eine winzig kleine Provision und danke Euch für Eure Unterstützung!)

Um es vorweg zu nehmen:
Ich bin wirklich begeistert und finde dieses Buch auf unfassbar vielen Ebenen wertvoll.

Es stärkt Eltern bedürfnisorientierte Wege mit ihren Kindern zu finden, gibt Einblick in die entwicklungspsychologischen Meilensteine von Kindern zwischen 5 und 10 Jahren und ist – wie das Vorgängerbuch auch – prall gefüllt mit gut nachvollziehbaren Beispielen und praktischen Tipps. Gerade das Kapitel zur nachhaltigen Konfliktbegleitung hat mich sehr beeindruckt und da habe ich mir noch mal manches rausziehen können. In einem Kapitel wird das Kommunikationstool „Aktives Zuhören“ erklärt und die Tiefe der dargestellten Unterhaltung, der Schmerz des Kindes, der auf diese Art und Weise Raum haben konnte und vermutlich nach diesem und folgenden Gesprächen positiv in seine Gefühlswelt integriert werden konnte, hat mir die Tränen in die Augen getrieben.

Und die Idee Kindern das 4-Ohren-Modell zu erklären und so die Kommunikation zu verbessern habe ich auch direkt aufgegriffen. (Allerdings stieß das bei meinem Sohn auf sehr wenig Interesse und ich bin es vermutlich zu „lehrerhaft“ angegangen.)

In meinen Augen sind die beiden hervorstehenden Werte des Buches „Zutrauen“ und „Vertrauen“.

Den Kindern zutrauen, dass sie Verantwortung für ihren eigenen Körper und altersgerecht auch über ihr Leben übernehmen können – natürlich mit liebevoller Begleitung und Unterstützung. Und Vertrauen darin, dass Kinder stets mit ihren Eltern kooperieren wollen und dass es wichtige Gründe hat, wenn sie es nicht tun. Vertrauen darin, dass Kinder alles in sich tragen, um verantwortungsvolle Erwachsene zu werden. Und dass weder Belohnungen noch Bestrafungen nötig sind, um sie dahin zu bekommen. Ja, sogar für ihr inneres Selbstbild und ihr Selbstwertgefühl schädlich sind.

So, mir ist heute nach Streiten!

Nicht mit Euch, liebe Leser. Sondern mit dem Staat und den Medien, die uns ständig versucht irgendeinen Blödsinn ins Gehirn zu pupsen. Zum Beispiel, dass wir Frauen nur aus Bequemlichkeit keine Karriere machen und dass an den überqualifizierten Frauen, die nun maximal Teilzeit arbeiten massiv Steuergelder verschwendet wurden und sich die Frage stellt, ob man das Studium von Frauen unter den Umständen überhaupt staatlich unterstützen solle. Geschrieben – von einer Frau.

Und heute entscheide ich mich für das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Ich habe nämlich kürzlich folgendes Buch gelesen (achtung, affiliate-Link!):

Geht doch alles gar nicht

Vorneweg: Ich freue mich über jeden, der einen Job hat, den er mag und wenn er für seine Kinder und seine Familie Lösungen gefunden hat, mit dem es allen gut geht. Mir geht es nicht darum, dass Lebensmodell einzelner Menschen anzuprangern, sondern die Strukturen, die es den Familien oft so schwer machen, eine gute Vereinbarkeit hinzubekommen.

Im Grunde genommen, wird zwar uns Deutschen zwar einerseits ein schlechtes Gewissen gemacht, weil wir so wenig Kinder bekommen (statistisch waren es 2016 1,59 Kinder pro Frau). Andererseits aber hat man, sobald der Schwangerschaftstest positiv ausfällt, das Gefühl dass dieses Kind im Grunde keiner will. Zumindest nicht bis es erwachsen ist und hoffentlich eine gut ausgebildete Fachkraft geworden ist.

Will der Staat wirklich unsere Kinder?

Gestern Abend lief auf Arte der wunderbare Film “Embrace”, den ich allen ans Herz legen möchte.
Für jede Frau, die unzufrieden mit ihrem Körper ist.
Für jeden Mann, der überlegen möchte, was für ein Mann mit welchen Werten er sein möchte und der verstehen möchte, womit seine Frau/Freundin/Tochter zu kämpfen hat.
Für alle Eltern, die darüber nachdenken möchten, welches Körper- und Frauenbild sie ihren Töchtern vermitteln möchten oder sensibilisiert dafür werden möchten, welches ihren Töchtern von der Werbung, den Medien, den Computerspielen und (in späteren Jahren) der Pornoindustrie vermittelt wird.
Und natürlich auch für alle Eltern, die mit ihren Söhnen darüber ins Gespräch kommen möchten.

Denn ich als Jungs-Mama finde, dass die körperlichen wie verhaltenstechnischen Vorgaben, was männlich und attraktiv ist, ebenfalls unfassbar begrenzt sind und dass hier auch noch jede Menge passieren darf.
Damit Männer alle Kleidung in allen Materialien und Farben tragen dürfen, die sie möchten. Damit sie sich ohne Angst vor Gesichtsverlust für Dinge wie Tanzen, Stricken, Psychologie interessieren dürfen. Damit auch Männer lernen ihren Körper so lieben, wie er ist. Mit “Sixpack im Speckmantel”, ohne Pornodarsteller-Penis, ohne breite Brust “zum Anlehnen”.

Kurz zum Film:
Die Australierin Taryn Brumfit postete das oben zu sehende Bild von sich auf Facebook. Es zeigt ihren Körper als junge Frau und wie er aussah, nachdem sie drei Kinder ausgetragen, geboren und gestillt hat. Das Bild ging durch die Welt und sie erntete viele positive Reaktionen, aber auch unfassbar viele abfällige Kommentare über ihren Körper und wie sehr ihr Mann zu bemitleiden sei. Sie machte sich auf den Weg um unterschiedliche Menschen kennen zu lernen, die etwas zum Thema Körperbild zu sagen haben oder es sogar mit definieren: Modedesigner, Chefredakteure von Frauenmagazinen, Schönheitschirurgen, aber vor allem unglaublich viele Frauen mit berührenden Geschichten, die ihren eigenen Weg gegangen sind, um ihren Körper so anzunehmen, wie er ist oder wie er wurde.

“Embrace” ist noch bis zum 17.04. in der ARTE-Mediathek zu sehen:
https://www.arte.tv/de/videos/078145-000-A/embrace-du-bist-schoen/

Es ist noch gar nicht so lange her, als man das Weinen des Säuglings wahlweise entweder als Versuch, die Erwachsenen zu tyrannisieren interpretiert hat oder als angeborenes Verhalten, das wichtig sei, um die Lungen zu stärken. Ansonsten sei es aber einfach reflexhaftes Verhalten und hätte keinerlei ernstzunehmende Aussage. Deswegen wurden Eltern ermahnt, sich ihrem Säugling nicht zu viel zuzuwenden. Erst recht nicht dann, wenn er weint, damit er nicht lernt, dass er damit seine Eltern „nach seiner Pfeife tanzen“ zu lassen. Und deshalb wurden Neu- und Frühgeborene auch noch im Jahre 1987 teilweise ohne Narkose operiert, weil ihnen lange Zeit kein Schmerzempfinden geschweige denn ein Schmerzgedächtnis zugetraut wurde.

Heute ist das zum Glück anders. Der Säugling wird von den meisten Eltern von Anfang an als eigenständige Persönlichkeit ernst genommen. Hebammen und Krankenschwestern leiten die Eltern an, die frühen Hungerzeichen ihres Babys zu verstehen und darauf zu reagieren. Die meisten Eltern reagieren auf das Weinen ihres Babys: sie nehmen es auf den Arm und versuchen es zu beruhigen.

Irgendwie hat sich in den letzten Jahren aber manches verschoben. Es begann damit, dass man annahm, dass Babys umso weniger weinen, umso mehr es einfühlsam begleitet wird.

Es ist natürlich richtig, dass einem Baby viele Tränen erspart werden kann, wenn achtsam mit ihm umgegangen wird; es gerade an seinem Lebensanfang nicht mit Reizen überfordert wird.
Ein Säugling, der Sehnsucht nach Körperkontakt hat, kann auf den Arm genommen werden.
Ein Säugling der Hunger hat kann gestillt werden.
Beim „Attachment Parenting“ wird ja genau das versucht: Dem Säugling so viel Nähe zu geben, dass er sich wohl fühlt.

Aber das heißt andersherum mitnichten, dass ein Baby nicht weinen würde, wenn man nur ja alles „richtig“ machen würde!

 

Babys weinen, auch wenn man alles „richtig“ macht!

Zuallererst die ganz unbequeme Wahrheit:

WIR haben unseren Kindern den Schnuller angewöhnt. Kein Kind hat darum gebeten, lieber ein komisches Plastikteil mit einem Silikon- oder Latex-Vorsatz in den Mund gestopft zu bekommen, anstatt an Mamas Brust zu saugen und dabei ihre warme Haut zu fühlen und ihren ganz besonders tröstenden „Zu-Hause-Geruch“ zu riechen. Das meine ich nicht so vorwurfsvoll wie es vielleicht in manchen Ohren klingen mag. Und mir ist auch klar, dass nicht in jedem Fall eine bewusste Entscheidung der Eltern dahinter steckte, ihrem Baby einen Schnuller anzubieten. Irgendwie gehört dieser in Deutschland für einen Großteil der Menschen zum inneren Bild von einem Baby.

Und in die deutsche Nachkriegsgeschichte passt dieser ja auch durchaus rein.
Letzte Woche habe ich aus einem offenen Bücherschrank ein Säuglingspflegebuch von 1966 gefunden und natürlich direkt mitgenommen. Natürlich kannte ich die Empfehlungen bereits, die dort drin standen, aber es war dennoch spannend das alles im „Original-Ton“ mit all seinen damals aktuellen wissenschaftlichen Begründungen nachzulesen.

Im Buch heißt es:
„In den ersten 24 Stunden nach der Geburt wird das Kind noch nicht zum Stillen angelegt. Es hat aus dem Mutterleib genügend Reserven für den ersten Lebenstag. Außerdem ist die Mutterbrust am ersten Wochenbetttag noch sehr unergiebig. (…) Vom zweiten Lebenstag an wird das Kind in drei- bis vierstündigen Abständen täglich fünfmal gestillt, zum Beispiel um 6, 10, 14, 18 und 22 Uhr. Untergewichtige, schwache und zu früh geborene Säuglinge müssen gegebenenfalls häufiger angelegt werden, also etwa sechs- bis achtmal. (…) Manchen Säuglingen ist die achtstündige nächtliche Nahrungspause zu lang. In solchen Fällen darf man von der grundsätzlichen Regelmäßigkeit der Mahlzeiten abweichen. Man sollte aber jeweils nur so viel Nahrung geben, wie gerade ausreicht, um den Säugling zum Schlafen zu bringen, ihn also nachts nicht etwa restlos die Brust entleeren lassen. Bei Flaschenfütterung reicht meist gesüßter Tee an Stelle der etwas schwerer verdaulichen Milchmischungen aus. Die meisten Säuglinge haben sich nach sechs bis acht Wochen an die lange Nachtpause gewöhnt und schlafen durch, ob man sie nun mit einer zusätzlichen Nachtmahlzeit versorgt hat oder nicht. (…) Das Schreien beginnt meist vier Stunden nach der letzten Mahlzeit. (…) Die Gewöhnung ist leichter, wenn das Baby nachts in einem anderen Raum schläft als die Eltern. Bekannt ist, dass Eltern das Kind im Nebenzimmer viel eher schreien lassen.“

Also ehrlich, unter diesen Bedingungen würde ich keinen einzigen Tag ohne Schnuller aushalten! Nach heutigem Wissen trinken Säuglinge üblicherweise zwischen 8-12x pro Tag an der Brust. Und sie haben ausgeprägte Clusterfeeding-Phasen, in denen sie die Brust mehrfach hintereinander leeren möchten. Ehrlich gesagt, frage ich mich, wie überhaupt auch nur eine Frau mit 5x Stillen in den ersten Tagen eine vernünftige Milchmenge aufbauen konnte!

Letzte Woche habe ich Susanne Mieraus Buch „Ich! Will! Aber! Nicht! – Die Trotzphase verstehen und gelassen meistern“

gelesen, das im letzten Jahr im GU-Verlag erschienen ist.

Ganz liebenswert geschrieben. Kann man gut lesen. Aber jetzt auch keine wahnsinnig neuen Erkenntnisse für Menschen, die schon in dem Thema drin sind und beispielsweise bereits das Buch vom „Gewünschtesten Wunschkind“

gelesen haben. Gerade die praktischen Tipps sind meiner Meinung nach relativ dünn.

Über eine Stelle bin ich jedoch richtiggehend gestolpert.

Mierau schreibt: „Nutze einen Abend, um aufzuschreiben, was dir persönlich wichtig ist und wovon du nicht abweichen möchtest: Gibt es bestimmte Regeln für die Mahlzeiten (Essen beginnt mit einem Tischspruch, wir bleiben am Tisch, bis alle fertig sind), für das Schlafen, für draußen? Es hilft oft, sich seinen persönlichen Leitstern einmal zu formulieren. Diese Grundgedanken solltest du abgleichen mit denen deines Partners, denn es ist wichtig, an einem Strang zu ziehen. Vielleicht gibt es Unterschiede, über die ihr sprechen könnt. Gibt es Dinge, die dem einen besonders wichtig ist, sollten wir uns gemeinsam daran halten.“ (S. 135 unten)

Um es mit meinem Sohn zu sagen:
„What da fish??“

Zum Jahreswechsel fassen ja viele Menschen Vorsätze, was sie im neuen Jahr so alles verändern möchten. Sie möchten beispielsweise gesünder leben, mehr Sport machen, weniger trinken, sich ausgewogener ernähren. Oft wird sich weniger Stress gewünscht und mehr Zeit im Leben mit Dingen und Menschen zu verbringen, die einem gut tun. Menschen möchten sich weniger ärgern und mehr lieben. Gerade Eltern nehmen sich vor geduldiger zu sein und weniger zu schimpfen, wollen die kurze Zeit, in der ihre Kinder klein sind, wirklich auskosten.

Und dann finden sie sich wieder in täglichen Zerreiß-Proben mit ihren Kindern, die abends stundenlang nicht einschlafen oder die schlechte Esser sind. Kinder, die morgens niemals das Haus verlassen möchten, so dass es eine kaum zu bewältigende Herausforderung ist, pünktlich zum Kindergarten und danach zur Arbeit zu kommen. Kinder, die das Anziehen, Zähneputzen oder Windelwechseln verweigern.

Die Situationen verhärten sich und manches Mal wappnen sich die Eltern schon vorher innerlich gegen den Protest und machen sich auf einen Kampf gefasst. Die Redewendungen sind hier mit Bedacht gewählt, denn viele Eltern befinden sich genau da, wonach es klingt: Im Krieg.

Vielleicht wird sich mit Geduld bewaffnet; oder aber mit Kreativität. Vielleicht wird aber auch Konsequenz und Durchsetzungsvermögen befohlen. Was auch immer die Waffe der Wahl ist, eines ist allen gleich:

Die Erwartung eines Konfliktes

Und die Erwartung dessen, wie es eigentlich sein sollte. Was das Kind schon können, essen, verstehen sollte. Weil andere Kinder das tun. Weil irgendein Buch oder eine Homepage behauptet, dass das „normal“ ist. Weil die elterlichen Ressourcen erschöpft sind. Weil Körperpflege doch wichtig ist. Oder das Kind doch langsam etwas anderes braucht als Muttermilch. Und irgend etwas später ja auch nicht mehr gehen wird.

Die Ergebnisse dieser Kriege sind Freudlosigkeit und Stress. Manches Mal beherrscht ein bestimmtes Thema große Teile des Alltags mit dem Kind, als ob sich der entstandene Druck sternenförmig ausbreiten würde und somit immer mehr Raum einnimmt. Häufig haben die Eltern ihre „Negativ-Brillen“ an: Sie sehen, was das Kind nicht kann, oder kann, aber partout nicht macht oder wo es nicht kooperiert. Die vielen positiven Dinge können unter Umständen nur noch mit Mühe wahrgenommen werden.

Deshalb ist meine Neujahrsbotschaft an alle Eltern, die sich in solch festgefahrenen Situationen befinden:

Lasst los!

Durch meine Arbeit als Kinderkrankenschwester und DAIS-Stillbegleiterin auf wechselnden Mutter-Kind-Stationen und die vielen Gespräche mit Kollegen und Müttern habe ich viele Einblicke über den aktuellen Status Quo in Geburtskliniken. Und ich kann es nicht anders sagen: Ich bin erschüttert.

Erschüttert darüber, wie viele Ammenmärchen immer noch an Mütter weitergegeben werden.
Wie oft der Aufbau einer guten Stillbeziehung untergraben wird, teils wissentlich und bewusst.
Darüber, dass sich in der heutigen Zeit Teams geburtshilflichen Stationen weigern können stillfreundliche Zufütterungsmethoden anzuwenden.

Auch mit dem Zertifikat „babyfreundlich“ geprüfte Krankenhäuser geben keine Garantie auf fachlich korrekte Informationen. Zwar ist das Bemühen groß und es wird tatsächlich nur aus medizinischen Gründen zugefüttert. Da aber oft das Wissen darüber, was normal ist und was nicht, und wie man es beispielsweise vermeiden kann, dass Neugeborene mehr als 10% ihres Geburtsgewichtes verlieren, oftmals nicht vorhanden ist, müssen doch mehr Babys zugefüttert werden als eigentlich notwendig wäre. Immerhin stillfreundlich.
Und nicht zu vergessen ist, dass auch bei allem Bemühen mütter- und babyfreundlich zu arbeiten, der häufig schlechte Personalschlüssel den Hebammen und Schwestern auf Station eine behutsame und zugewandte Stillbegleitung unmöglich oder zumindest sehr schwer macht.

Das Gefühl der Mutter jedoch irgendwie versagt zu haben und ihrem Kind nicht genug gegeben zu haben und ein daraus resultierendes Misstrauen gegenüber den eigenen Fähigkeiten das Kind zu versorgen, bleibt.
Dies wirkt sich dann wiederum nachteilig auf die weitere Stillbeziehung aus und löst manches Mal eine solch große Menge an Stress aus, dass dies auch die Milchproduktion oder die Fähigkeit gebildete Milch abzugeben beeinträchtigt (Stichwort Milchstau).

Deswegen richtet sich dieser Artikel an alle werdenden Mütter, die vorhaben in einem Krankenhaus zu entbinden und den Wunsch haben ihr Baby zu stillen und ebenfalls an alle Menschen, die Mütter und Neugeborene in ihren ersten Lebenstagen betreuen.

In meinen Beratungen und den KinderBesserVerstehen-Gesprächskreisen geht es immer wieder um „Mütterliche Wut“.

Mütter hadern damit, wie sie in bestimmten Situationen reagiert haben. Dass sie geschrien, erpresst und vielleicht sogar gestraft haben.

Gedanken zum Umgang mit eigener Wut habe ich ja bereits vor einiger Zeit zusammengetragen.

Im Zuge der „Attachment Parenting = Selbstaufgabe“-Debatte möchte ich auf dieses Thema aber noch einmal eingehen.

Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass einem Ausraster unzählige Situationen vorausgehen, in denen man nachgegeben hat, seine eigenen Bedürfnisse nach hinten geschoben hat, weil die des Kindes vermeintlich wichtiger sind und man dem Kind keine weitere Enttäuschung (und sich selbst keinen weiteren Wutanfall) zumuten möchte.

Das ist natürlich auch (und vor allem) dem Umstand geschuldet, dass es meist entweder so ist, dass Mutter und Kind(er) den ganzen Tag aufeinander hocken oder aber Mutter und Kind den Tag getrennt in Arbeit und Kindergarten verbringen und danach beide völlig erledigt sind und die mütterliche to-do-Liste noch so lang ist. Eine gesunde Balance zwischen Arbeit, Zeit mit Kind und Haushalt gibt es tatsächlich selten – das ist in unserer Gesellschaft auch nicht vorgesehen. Und so pfeifen am Nachmittag und Abend sowohl Mütter als auch Kinder aus dem letzten Loch.