Zumindest in Attachment Parenting-Kreisen ist “bedingungslos lieben” ein oft gehörter Begriff. Viele Eltern möchten ihre Kinder gerne bedingungslos lieben.
Aber – ist das eigentlich möglich? Und heißt das, dass wir alles an unseren Kindern mögen müssen? Was macht “Bedingungslosigkeit” aus? Und was eigentlich “Liebe”?
Dazu gibt es heute einen Gastbeitrag von der wundervollen Denise Kock.
Sie hat die Gabe, Dinge sehr präzise in Worte zu fassen.
Bisher sträubt sie sich aber einen eigenen Blog zu schreiben und ich profitiere da heute von. 🙂
Denise ist kurz davor ins schleswig-holsteinische Ausland Kiel zu ziehen, ist derzeit Vollzeit-Mama eines 2,5-jährigen Kindes,
wird ab nächstes Jahr “Erziehung und Bildung im Kleinkindalter” studieren und behauptet, dass sie ein langweilig-intaktes und medienunwirksames Familienleben führt. Na dann! 😉
Übrigens – bevor Sie Angst bekommen – sie hält es selbst nicht für möglich zu 100%, in jeder Sekunde, bedingungslos zu lieben. Nichtsdestotrotz lässt sie sich von dem Bedürfnis leiten, bedingungslose Liebe schenken zu wollen. Und sie immer mehr in sich selbst (wieder) zu entdecken.
Danke, Denise, für deine Gedanken!
Was bedeutet “bedingungslos lieben”?
Das ist ja schon einmal unfassbar individuell und vielschichtig. Und subtil. Und störungsanfällig.
Ich kann ja behaupten, jemanden bedingungslos zu lieben, aber ob derjenige sich geliebt fühlt, bedingungslos, das steht auf einem anderen Blatt. Dieses Blatt wiederum ist in meinen Augen deutlich interessanter.
Wenn mir etwas nicht gefällt, was mein Kind tut, dann ist es für das Kind völlig hupe, ob ich es bedingungslos liebe, wenn es sich nicht bedingungslos geliebt fühlt. Gefällt mir also etwas nicht, lehne ich etwas ab, dann steht hinsichtlich der bedingungslosen Liebe nicht die Frage im Raum, ob ich das, was mein Kind tut, nicht mag, sondern die Frage, wie zeige ich meinem Kind, dass ich es liebe? Nicht nur “trotzdem”, sondern gerade weil es so ist, wie es ist. Weil es genau diese Entscheidungen trifft. Weil es sich mir genau auf diese Art zeigt. Weil es ganz genau so ist, wie es ist. Vollumfänglich. Immer. Ohne Bedingung.
Also wie fühlt sich das Kind uneingeschränkt und bedingungslos geliebt, wertgeschätzt, sicher, geborgen, beachtet, wahrgenommen, gesehen, gehalten, unterstützt, angenommen?
Und das ist in der Tat deutlich komplizierter, als nur zu behaupten, jemanden bedingungslos zu lieben.
Die Annahme der Andersartigkeit des Anderen
Liebe äußert sich in demjenigen, der Liebe empfängt. Oder auch nicht.
Liebe ist eine Entscheidung. Liebe zeigt sich und entsteht dadurch erst in der Realität durch Entscheidungen.
Durch Taten.
Die Gefahr, wenn der Liebe-Gebende definiert, was Liebe ist
Denn sie legitimiert ja alles.
Ich kann jemandem wehtun, aber behaupten, ich würde ihn ja aber doch lieben. Ich kann jemanden abwerten, bestrafen, ihm Leid jedweder Art zufügen, solange ich behaupte, ja solange ich überzeugt bin, denjenigen ja aber doch zu lieben, trotzdem, kann ich mich auf meinem Gewissen ausruhen. Ich finde das gefährlich. Denn die Vorstellung, der Liebe-Gebende definiere die Liebe, steht im gleichen Raum mit der Idee, jemandem aus Liebe Leid antun zu dürfen, ja es sogar zu müssen.
Es ist auch ‘ne (unbewusste und erlernte) Absicherung.
Wenn meine Taten sich im Nachhinein als für mein Gegenüber leidvoll oder ungünstig herausstellen, wenn derjenige das Handeln also in irgendeiner Form kritisiert, kann ich die Hände hochreißen und behaupten “ja, ich fand doof, was du gemacht hast und hab deshalb so und so gehandelt, aber ich hab dich ja trotzdem geliebt!!!”Geschickt.
Aber keine Liebe.
Dabei ist die Liebe in UNS immer da.
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